Via Sett: 2-tägige Wanderung auf dem Weitwanderweg 64 in Graubünden
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T2
4:40
17.6km
148m
905m
Apr-Okt
Absolut kinder- und seniorentaugliche Wanderung entlang der Via Sett in der Umgebung der Lenzerheide. Da meine Mutter zu Besuch ist, habe ich zwei Wanderungen herausgesucht, die auch für Flachland-Berliner gut geeignet sind. Diese beiden Etappen eignen sich besonders gut, da nur relativ wenige Höhenmeter zu absolvieren sind, der Weg sehr breit und einfach ist und die Tour unterwegs auch mit dem Postauto verkürzt werden kann. Wir laufen daher entlang von 2 Etappen, kommen am herrlichen Heidsee vorbei (immer wieder schön!) und entdecken ein kleines Juwel – die Dreiapsidenkirchen St. Peter Mistail aus dem Jahr 800. Die Wanderung kann auch problemlos im Winter absolviert werden (dann aber am besten Grödel/Spikes mitnehmen).
Der Weitwanderweg 64 Via Sett ist in 6 Etappen unterteilt und führt über 110 Kilometern von Chur durch den Naturpark Ela bis nach Chiavenna in Italien.
Etappe 1: einfach | 2:20 h | 8.8 km | ↑ 142 Hm | ↓ 369 Hm
Die heutige Wanderung kann bequem mit dem Postauto oder aber auch mit dem Auto erreicht werden. Wir sind an diesem Wochenende mit dem Auto unterwegs und finden in der Nebensaison (Oktober) problemlos einen Parkplatz an einer der zahlreichen Talstationen der Bergbahnen. Wir wählen heute den Parkplatz Scalottas und starten unsere Wanderung direkt dort (sogar kostenlos in der Nebensaison). Von dort geht es leicht bergab an herrlichen Ferienhäusern vorbei, bis wir den Volg erreichen. Dort links abbiegen und einige Minuten weiter bis zum Heidsee.
Wenn man wie wir in Zürich lebt, ist die Lenzerheide sicherlich allen Sommer- und Wintersportbegeisterten ein Begriff. Im Sommer sind wir beim Biken oder Wandern anzutreffen und im Winter sind viele Zürcher hier zum Skifahren, Schneeschuhlaufen oder auch Langlaufen. So sind wir bereits unzählige Male am Heidsee gewesen und ich erinnere mich an Besuche als unsere Kinder noch sehr klein waren und wir Stunden am (Wasser-)Spielplatz verbracht haben. Hier hat es neben einem lässigen Spielplatz mit Piratenschiff auch ein cooles Floss, mit welchem man den kleinen Badeteich überqueren kann, einen künstlichen Wasserfall und sehr zutrauliche Eichhörnchen.
Während der Weihnachtszeit ist ein Besuch des Zauberwalds auf der anderen See-Seite sehr empfehlenswert. Nun sind wir zum ersten Mal im Spätherbst hier unterwegs und der See mit der spiegelglatten Oberfläche zieht einen immer wieder in seinen Bann. Wer gemütlich unterwegs ist oder auch mit einem Kinderwagen, dem kann ich die Umrundung des Sees empfehlen (ca. 90 Minuten). Wir laufen heute am See-Ufer entlang bis zu einer Bank mit Ausblick, wo wir unser Picknick zu uns nehmen. Es hat am See verteilt unzählige Picknickplätze, zahlreiche Grillstellen und auch einen Verpflegungskiosk direkt am Spielplatz. Wer sich ein Picknick mitnehmen möchte, kann sich entweder im Volg eindecken oder im kleinen Spar, der direkt an der Hauptstrasse gelegen ist.
Besonders begeistert hat uns der Picknickplatz auf der kleinen Halbinsel am gegenüberliegenden Ende des Sees (in Richtung Parpan), die über eine kleine Holzbrücke zu erreichen ist. Dort sind wir am heutigen Tag komplett alleine unterwegs – in der Hochsaison ist hier sicherlich viel los.
Der See ist auf beiden Seiten von der Bergwelt umgeben und bietet mit dem herbstlich verfärbten Bäumen einen tollen Kontrast.
Wir verlassen den See und kommen an einem weiteren Kiosk vorbei, der sogar eine blitzblanke öffentliche Toilette beherbergt und im Winter das Langlaufzentrum Canols beherbergt (mit Duschen/WC, Umkleide, Schliessfächern etc.). Wir laufen von hier weiter in Richtung Parpan – anfänglich noch durch Wohngebiet, aber bald auf einem relativ einsamen Wanderweg, der auch mal einige Höhenmeter hat.
Der Wanderweg verläuft nun parallel zur Hauptstrasse, aber nie so nah, dass man den Strassenlärm hören würde. Mal verläuft er auf der einen, mal auf der anderen Seite. Wir passieren einen Skilift, den wir im Winter immer nehmen, um nach Arosa rüberzukommen. Krass, wie anders das alles hier ohne Schnee ausschaut.
Wir erreichen den wohl technisch spannendsten Abschnitt der Wanderung – hier geht es ein wenig steil bergab. Unsichere Wanderer kann man hier aber gut abstützen, da der Weg sehr breit ist und man locker zu zweit nebeneinander laufen kann.
Das Ende der Wanderung ist erreicht, als wir nach Churwalden gelangen. Das letzte Stück verläuft auf einer breiten Schotterstrasse und wir kommen direkt an der Postautohaltestelle heraus. Wer sich noch verpflegen möchte, kann dies hier an einem grossen Migros oder auch Coop auf der gegenüberliegenden Strassenseite tun. Während ich mit dem Postauto zurück in die Lenzerheide fahre, zieht es meinen Sohn zur Kügelibahn am hinteren Ende des grossen Parkplatz am Fuss der Sommerrodelbahn. Diese ist kaum zu erblicken, man sieht von weitem nur das Dach der Anlage. Die Kügelibahn ist sicherlich das Highlight des ganzen Tages für meinen Sohn und auch seine Motivation, mit uns auf die Wanderung zu kommen.
ECKDATEN
Dauer | 2:20 Stunden |
Höhenunterschied | ↗ 142 Hm, ↘ 369 Hm |
Länge | 8.8 km |
Schwierigkeit | T2 (mittel) |
Lage | Kanton Graubünden |
Genaue Route | Lenzerheide – Heidsee – Parpan – Churwalden |
Tour durchgeführt im | Oktober 2023 |
Geeignet für Kinder | Grösstenteils ein Spazierweg. Das letzte Stück zwischen Parpan und Churwalden ist etwas steiler und benötigt besseres Schuhwerk. Für Kinder unkompliziert. Ab ca. 4 Jahren geeignet. Kann unterwegs mit dem Postauto verkürzt werden. |
Buchempfehlung für Wanderungen in der Region Lenzerheide (Graubünden) | Wanderungen in Mittelbünden |
Etappe 2: einfach | 2:15 h | 8.8 km | ↑ 6 Hm | ↓ 535 Hm
Unser zweiter Wandertag startet an der Roland-Arena in der Nähe von Lantsch. Hier befindet sich ein bekanntes Biathlonzentrum mit einer tollen, empfehlenswerten Unterkunft und dem Start zahlreicher Wanderungen und auch eine Schneeschuhtrails zur Hängebrücke Val Meltger. Wer mit dem Auto anreist, findet hier einen grossen (kostenpflichtigen) Parkplatz vor. Direkt davor befindet sich die Postautohaltestelle, wenn man mit den Öffentlichen unterwegs ist. Wir wählen diesen Startort aufgrund der Länge der Wanderung. Man kann aber natürlich auch direkt in der Lenzerheide starten oder im Dorf Lantsch, um die Länge der Wanderung leicht abzuändern.
Kurz nach dem Start der Wanderung legen wir bereits den ersten Zwischenstopp ein. Wir gelangen zu einem wirklich toll angelegten Spielplatz, der direkt am Eingang zum Dorf Lantsch liegt. Unser Sohn tobt sich hier erstmal ausgiebig aus und fordert natürlich unser Mitwirken. Was macht man nicht alles als Mutter… Wir durchqueren das hübsche Dörfchen mit seinen herrlich dekorierten Häuserfassaden, zahlreichen Fresken, einem Waschhaus (Mitte 19. Jahrhundert) und der eindrücklichen Kirche St. Antonius – hier sollte man einen Blick reinwerfen.
Der Weg führt aus dem Dorf heraus und bereits zum nächsten Highlight – der Baselgia Viglia (Marienkirche). Die Kirche mit den gut erhaltenen Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert wurde bereits im Jahr 831 das erste Mal urkundlich erwähnt. Das Besondere ist der Friedhof, der mit seinen schmiedeisernen Grabkreuzen wohl zu einem der schönsten Friedhöfe der Schweiz gehört. Die Gräber sind alle liebevoll gepflegt und auch mit den gleichen Blumen bepflanzt. Und all dies inmitten der Graubündner Bergwelt .
Die Bank ausserhalb vom Friedhof bietet einen tollen Ausblick und bietet sich daher schon für die nächste Pause an. Aber danach geht es endlich so richtig los mit unserer Wanderung – bisher sind wir ja kaum vorwärts gekommen;-)
Der Weg verläuft anfänglich auf Asphalt, wechselt aber schon bald zu einem Waldweg. Dieser ist kurzzeitig sogar ein bisschen steil und schmal, aber kann problemlos gemeistert werden.
Bald erblicken wir das erste Mal die Albulaline (der Weitwanderweg 33 Via Albula führt an dieser entlang – ein nächstes Wanderprojekt?) mit dem bekannten Solisviadukt. Wer möchte, könnte einen kleinen Abstecher zu diesem machen und danach wieder auf die Via Sett zurückkehren.
Nachdem wir den Waldweg verlassen haben (gegen Ende folgt kurz ein steiles Stück, wo man sich etwas konzentrieren muss), verläuft der weitere Wanderweg auf breiten Schotterwegen. Wir erreichen das hübsche Dörfchen Alvaschein (aktuelle Bevölkerung 134 Einwohner) und bewundern auch dort die Freskenmalereien der Häuserfassaden.
Der Weg führt weiterhin leicht bergab und es kommt der wohl hässlichste Teil des Tages – der Weg führt die nächsten 10 Minuten direkt neben einer vielbefahrenen Strasse. Endlich aber können wir diese überqueren und von dieser abzweigen und nach einer kleinen Schlaufe erreichen wir ein weiteres Juwel entlang des Weges – die karolingische Kirche Mistail. Wir sind ziemlich überrascht, solch eine alte und extrem gut erhaltene Kirche zu erblicken. Direkt vor der Kirche befindet sich auch noch ein sehenswertes Beinhaus (erinnert uns an die Katakomben in Paris) und zahlreiche Bänke, auf denen wir unser mitgebrachtes Picknick schmecken lassen.
Von der Kirche ist es noch ein kurzer Weg bis zum Bahnhof in Tiefencastel, der teilweise sogar direkt neben den Bahngleisen entlangführt (besonders spannend für Bahnfans). Während der Rest der Familie in Tiefencastel am Bahnhof auf das Postauto wartet, laufe ich noch ein paar Minuten ins Dorf hinein und zum Kirchturm hoch, um den Blick übers Tal zu geniessen. Auch hier hat es einen überaus interessanten Friedhof und wunderschöne Holzbalkone an den Häuserfassaden.
Das Postauto bringt uns direkt zurück zum Start der Wanderung.
Übernachtungstipps für die Region
Die Übernachtungsmöglichkeit unserer Wahl ist oft die Jugendherberge Valbella, welche im Winter direkt am Schlepplift in Valbella liegt – perfekter kann ein Skitag nicht starten als direkt vor der Haustür.
Im Sommer übernachten wir häufig auf dem Campingplatz Lenzerheide. Da dieser aber oft ausgebucht ist, kann man mittlerweile auch am Heidsee auf einem Stellplatz übernachten (sofern man nicht im Zelt, sondern im Bus/Wohnwagen unterwegs ist).
Falls in der Lenzerheide nichts mehr zu finden ist, können wir das Nordic Hostel an der Biathlon-Arena empfehlen – auch hier kann man auf hohem Niveau günstig übernachten.
Und wer ein Hotel mit Wellness und gehobenem Standard sucht, dem können wir das Hotel Krone in Churwalden empfehlen, welches gerade erst im Jahr 2023 eröffnet hat und sehr moderne Zimmer mit tollem Blick hat. Für unsere 2-Tages-Wanderung entlang der Via Sett wurden wir vom Hotel Krone als Hoteltester eingeladen. In Churwalden hat es eine tolle Sommerrodelbahn und direkt am Parkplatz etwas versteckt eine unglaublich kreative Kügelibahn, mit welcher sich Kinder stundenlang beschäftigen können.
ECKDATEN
Dauer | 2:15 Stunden |
Höhenunterschied | ↗ 6 Hm, ↘ 535 Hm |
Länge | 8.8 km |
Schwierigkeit | T2 (mittel) |
Lage | Kanton Graubünden |
Genaue Route | Lantsch Biathlonarena – Lantsch – Alvaschein – St. Peter Mistail – Tiefencastel |
Tour durchgeführt im | Oktober 2023 |
Geeignet für Kinder | Anfänglich sehr gemütlich, später kurz steil bergab. Wege fast immer breit, nur kurzzeitig ein wenig schmaler. Technisch mit Kindern ab 4 Jahren geeignet, für die ganze Strecke braucht es aber eine gewisse Ausdauer. |
Buchempfehlung für Wanderungen in der Region Lenzerheide (Graubünden) | Wanderungen in Mittelbünden |