Am nächsten Morgen erwartet uns erneut ein strahlendblauer Himmel und den brauchen wir auch für die heutige Tour. Dies wird für uns der längste und anspruchsvollste Klettersteig mit den Kindern auf unserer Tour, dem Croda dei Toni/Severino Casara.
Der Hüttenwart rät uns vom direkten, steilen Weg unterm Zwölferkogel ab, da man dort 1 Schritt hoch macht und dann wieder 2 runterrutscht. Außerdem denken wir an die Sicherheit der Kinder und bevorzugen daher den ca. 20-minütigen Umweg und nehmen den gemütlichen Wanderweg Richtung Büllelejochhütte und zweigen von dort zur Glocke ab.
Wir umgehen ein Schneefeld und folgen den neuen Wegspuren. Der erste Klettersteig nach unten beginnt und die Kinder beginnen, sich zu konzentrieren. Nach diesen ersten kurzen Stück rutschen wir den Berg im Schutt runter und danach beginnt der lange Anstieg zum Toni-Biwak. Es sieht aus, als ob Götter hier mit weissen Steinen gemurmelt haben und der Anstieg zieht sich in die Länge.
Aber auch dieser ist geschafft und wir machen im Schatten vom knallroten Biwak unsere Mittagspause. Ab hier oben beginnt der eigentliche Klettersteig.
Ab hier folgt ein wirklich sehr abwechslungsreicher Klettersteig. Mal geht es bergauf, mal bergab, mal an einem Band entlang, mal durch eine Schutthalde. Wir haben das Gefühl, dass hier jemand auf Teufel komm raus versucht hat, einen Klettersteig anzulegen. Es gibt keine wirklich schöne Linie. Am Ende vom Tag gefällt uns dieser Klettersteig aber am besten von der ganzen Tour. Wir haben das Gefühl, einen wirklichen KS gemacht zu haben und nicht „nur“ auf Bändern zu laufen.
Bei einer steinschlaggefährdeten Stelle beeilen wir uns, diese zu queren. Vor uns sehen wir in der Ferne die einzige weitere Gruppe, welche wir am heutigen Tag sehen werden. Die erste Hängebrücke kommt in Sicht, von welcher wir einen spektakulären Blick sowohl nach unten als auch ins Tal haben.
Es folgt die wirklich sehr coole Schlüsselstelle, welche mit einem C bewertet wird. Die Kinder haben mit ihrer Größe ihren Spass und genießen die spannende Stelle. Aber auch wir Erwachsenen meistern die etwas ausgesetzte Stelle, bei welcher wir uns bücken müssen.
Eine weitere Brücke folgt und schon stehen wir am Ende vom eigentlichen Klettersteig. Was für eine Tour! In der Ferne sehen wir die Carduccihütte, zu welcher wir noch ca. 1h laufen werden müssen. Im Abstieg müssen wir uns an den ausgesetzten Stellen noch einmal konzentrieren. Mit einem leichten Gegenanstieg gelangen wir zur Hütte, wo der Hüttenwart bereits die mit Käse gefüllten Brennnesselknödel fürs Abendessen formt. Die waren echt lecker!
In der Hütte sind wir im (sehr engen) Massenschlag untergebracht. Hier hat es sogar 4 Betten übereinander. Zum Glück ist zu Corona-Zeiten das Zimmer nur halb belegt. Die Kinder haben Freude an den Hühnern, welche hier oben leben. Fürs Abendessen können wir wieder aus verschiedenen Gerichten auswählen – die Italiener wissen schon, wie man Gäste verwöhnt. Früh gehen wir ins Bett, da die Kinder doch ziemlich k.o. von der Tour sind.