Dolomiten Höhenweg Nr. 1 mit Kindern: Etappe 1 Pragser Wildsee – Senneshütte
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T2
04:45
14.6km
986m
327m
Jul-Okt
Traumhafter Auftakt am wohl schönsten (und auch beliebtesten) See der Dolomiten – türkisblau schimmernden Pragser Wildsee (Lago di Braies). Die Wanderung führt an diesem vorbei und steigt dann während der nächsten 3 Stunden steil bergan. Aufgrund der zu bewältigenden Höhenmetern ist sie sicherlich ein der anstrengenderen Etappen der Tour und führt direkt in den Naturpark Fanes-Sennes-Prags. Optionaler Aufstieg auf den Seekofel und Übernachtung in der luxuriösen Senneshütte.
Nachdem wir unser Auto in Cortina versorgt haben, nehmen wir den Bus nach Toblach. Dort steigen wir in den bereits vorher reservierten Bus zum Pragser Wildsee. Wir Erwachsenen kennen den See bereits von einer Wanderung vor einigen Jahren auf den Seekofel, so dass wir auch schon einen Grossteil der Strecke vom ersten Tag kennen. Unsere Kinder waren jedoch noch nie hier und sind – wie auch alle anderen Touristen – hingerissen vom Anblick. Da wir bereits um 09:30 am See angekommen sind, ist noch relativ wenig los. Die Schlange an der Bootsvermietung ist jedoch schon ewig lang, obwohl die Preise exorbitant hoch sind (50 Euro pro Boot für 30 Minuten).
Obwohl der Grossteil meiner Familie sich für Fotos nicht so erwärmen lässt, kann ich sie überzeugen, an diesem ikonischen Ort ein Familienfoto aufzunehmen. Einerseits am weltberühmten Pragser Wildsee und andererseits als Auftakt zu unserer 7-tägigen Wanderung. Da wir mit Teenagern wandern, weiss man auch immer nicht, ob sie im Folgejahr auch noch mitkommen möchten oder ob dies die letzte gemeinsame Familienwanderung ist.
Der Beginn der Wanderung ist auf einem einfachen Spazierweg entlang des Sees. Wir wählen den Weg auf der rechten Seite, da es hier keine Steigung gibt. Wer links entlangläuft, hat unterwegs ein paar Höhenmeter zu absolvieren, wird aber einen weniger frequentierten Wanderweg vorfinden. Nach ungefähr 20 Minuten verlassen wir den Seeweg und folgen dem Wegweiser hoch zur Seekofelhütte. Wir befinden uns unterhalb der mächtigen Wände des Seekofels, die steil nach oben ragen. So laufen wir anfangs über Geröll, später dann auf einem immer besser befestigten Wanderweg in zahlreichen Kehren den Weg entlang.
Wir erreichen einen kleinen Wald mit zahlreichen Latschen und nutzen diesen für eine kurze Pause im Schatten. Die Sonne macht uns am heutigen Tag merklich zu schaffen und wir geniessen eine Verschnaufpause. Wir verlassen den Wald und erreichen einen perfekt angelegten Steig mit kurzer Drahtseilversicherung und Holzstufen. Je höher wir kommen, umso schöner wird der Tiefblick auf den Pragser Wildsee!
Mit uns sind noch einige andere Wanderer unterwegs, die auch den Höhenweg laufen. Dies ist unschwer an der Grösse der Rucksäcke zu erkennen. Einige von ihnen sind auch mit einem Zelt unterwegs (Zelten ist in dieser Gegend illegal!) und haben sogar Stühle dabei. Wir begegnen der ersten geführten Wandergruppe, die wir auch später auf der Hütte sehen werden.
Wir erreichen den oberen flachen Talboden, der mit zahlreichen Gesteinsbrocken übersät ist und haben nach ungefähr 2-stündiger Wanderung das „Nabige Loch“ erreicht. Nach diesem kurzen flachen Stück verläuft der Wanderweg weiterhin steil ansteigend auf einige Kehren und über Schuttgelände unterhalb der Wand des Seekofel-Ostsporns, bis wir eine Steilstufe erreichen.
Diese ist absolut problemlos zu meistern und bestens gesichert. Auch Anfänger und Kinder werden bedenkenlos aufsteigen können. Unser Jüngster ist so in Gedanken versunken, dass er sogar eine Abzweigung verpasst und wir ihn auf den richtigen drahtseilversicherten Weg zurückholen müssen.
Wir erreichen das Felsenkar „Ofen“ (Forno) – wenn man sich hier umdreht, kann man sogar die Drei Zinnen am Horizont erblicken. Der Weg führt weiter steil bergauf zur Scharte Porta Sora al Forn und bald schon haben wir den höchsten Punkt der heutigen Wanderung (2388m) erreicht. Kurz vor der Scharte schaut neugierig ein junger Steinbock auf uns herunter, ist jedoch leider ganz schnell wieder verschwunden. Später lesen wir, dass eine Steinbock-Kolonie in der Nähe der Hütte lebt. Von der Scharte steigt man in 5 Minuten bis zur Seekofelhütte (Rifugio Biella) ab und wir legen eine wohlverdiente Pause ein.
Wir werden unglaublich herzlich empfangen und können uns bei der riesigen Kuchen- und Tortenauswahl kaum entscheiden. Wie immer nehmen wir ein Skiwasser – das gehört bei einem Südtirol-Urlaub einfach dazu und schmeckt köstlich zur angebotenen Schwarzwälder Kirschtorte oder auch dem Schokoladenkuchen!
Nach einer ausgiebigen Pause geht es weiter in Richtung Rifugio Sennes. Auf einem bequemen, flach verlaufenden Karrenweg laufen wir unterhalb der mächtigen Felswand des Seekofels. Wir passieren eine Bergsturzzone (hier besser nicht stehenbleiben) und folgen dem sanft abfallenden Weg bis zu einem Wegweiser an der nächsten Abzweigung.
Wir sind froh, dass der Weg etwas an Abwechslung gewinnt und wir nicht die ganze Zeit auf der Fahrstrasse entlanglaufen müssen. So geht es über Wiesen weiter, mal bergauf, mal bergab und gelegentlich über einen steinigen Pfad. Vom letzten höchsten Punkt haben wir einen tollen Blick auf die Umgebung und können dann auch schon bald die Senneshütte in der Ferne erblicken.
Es folgt ein unangenehm steiler Zickzackpfad zur Fahrstrasse runter und dann heisst es für uns rasch die letzten Meter bis zur Hütte zu absolvieren – das Wetter zieht nämlich langsam zu und es drohen dunkle Wolken am Himmel. Wir müssen allerdings erstmal noch die putzigen und sehr zutraulichen Murmeltiere in der Hüttenumgebung bewundern, die hier zahlreich die Köpfe aus dem Boden strecken.
Kurz nachdem wir die Hütte erreicht haben, eingecheckt haben und unser tolles Zimmer bezogen haben, setzt ein kurzer, aber starker Hagel ein. Die Kühe ziehen eilig an der Hütte vorbei in Richtung Stall und auch wir sind froh, diesem kurzen Schauer rechtzeitig entkommen zu sein. Kurz danach strahlt bereits wieder die Sonne am Himmel und wir schauen uns die Hütte ausgiebig an. Wir haben noch nie in solch einer luxuriösen Unterkunft in den Bergen übernachtet und sind total überwältigt. Erstaunlicherweise wird dies eine der günstigsten Übernachtungen auf der Tour sein. Es ist ein toller Start für unsere Tour und ich kann dir die Hütte nur wärmstens empfehlen. So wasche ich bereits das erste Mal unsere Wäsche vom heutigen Tag, da es eine riesige, sonnenbeschienene Terrasse mit einem Wäscheständer hat. Auch das Essen und der Service sind spitze und wir fühlen uns hier pudelwohl!
Ich unternehme noch einen kleinen Spaziergang in der Umgebung, um einen Cache zu suchen und auch um einmal um den kleinen Teich zu laufen, der den Kühen gleichzeitig als Wasserstelle dient.
Das Abendessen ist a la carte und wir schlemmen uns durch die Karte. Glücklich und zufrieden verbringen wir dann unsere erste Nacht auf dieser Luxushütte und sind froh, dass die Fenster schallisolierend sind, da die Kuhglocken vorm Fenster bis spät in die Nacht bimmeln und auch bei Sonnenaufgang schon wieder anfangen.
ECKDATEN
Dauer | 4:45 Stunden |
Länge | 14.6 km |
Höhenunterschied | ↗ 986m↘ 327m |
Schwierigkeit | mittel |
Genaue Route | Lago di Braies – Seekofelhütte – Senneshütte |
Tour durchgeführt im | Juli 2023 |
Geeignet für Kinder | Ab ca. 8 Jahren für ausdauernde Kinder. Der Weg ist über 3 Stunden sehr steil, technisch aber nicht schwierig,. Eine Steilstufe muss überwunden werden, ist aber drahtseilversichert. |
Kosten | 364 Euro (Anreise: Bus Cortina – Toblach 20 Euro, Bus Toblach – Pragser Wildsee 22 Euro, Kuchen & Getränk Seekofelhütte 40 Euro, Ü/F plus Abendessen Senneshütte 282 Euro) |
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