Konditionell anspruchsvolle Schneeschuhtour mit über 600 Höhenmetern zum Aussichtspunkt Tanzboden und der Alpwirtschaft Tanzboden. Bei unserem Besuch war nicht nur der Blick auf den Zürichsee umwerfend, sondern auch der Wind oben am Gipfel.
Schon länger haben wir diese eher lange Tour geplant, doch wollten wir sie ohne unsere Kinder machen. Das war auch eine wirklich gute Entscheidung, da die Tour doch eher lang und konditionell anspruchsvoll ist. Da hätten unsere Kinder wohl bereits nach der Hälfte des Aufstiegs gestreikt.
Am Bahnhof in Ebnat-Kappel finden wir einen kostenlosen Parkplatz und auch bereits die ersten Wegweiser, die zum Tanzboden verweisen. Anfänglich folgen wir dem kleinen Flüsschen im Dorf und entscheiden uns an einer Kreuzung für den Wegweiser, der 2:50 zum Tanzboden anzeigt. Wir werden am Ende der Tour hier wieder ankommen (der Wegweiser zeigt hier 3:00 zum Tanzboden). Wir überqueren die Brücke und folgen den gelb leuchtenden Wegweisern. Ich habe außerdem die Tour auf der (kostenlosen) App von Swisstopo vorbereitet. Da es in der Nacht zuvor geschneit hatte, können wir diese gut gebrauchen, um den zugeschneiten Wanderweg zu finden.
Wir kommen an mehreren eindrücklichen Toggenburger Häusern vorbei, die vereinzelt am Hang stehen. Wer hier oben wohnt, muss mit Einsamkeit und schwierigen Bedingungen im Winter gut auskommen.
Schon bald verläuft der Wanderweg entlang der Straße. Die Schneeschuhe haben wir immer noch nicht angezogen und werden sie erst nach ca. 1 Stunde brauchen. Bald endet die Straße und wir schnallen endlich die Schneeschuhe an. Der Schnee liegt hier über 1 Meter hoch und es ist eine Freude, als erster eine Spur im Schnee anzulegen.
Wir gelangen in ein kleines Wäldchen, überqueren einen Bach und kommen auf der anderen Seite beim Berggasthaus Nestel vorbei.
Die Besitzer haben ein wirklich schnuckeliges, rundes Extra-Häuschen neben ihrem Berggasthaus platziert – jöh ist das herzig!
Das Berggasthaus sieht einladend aus, aber wir legen keinen Zwischenstopp ein, da wir noch einen weiten Weg vor uns haben. Vom Berggasthaus queren wir einen Hang hoch, um zum eigentlichen Wanderweg zu gelangen. Bei einer einsamen Alphütte legen wir im Windschatten eine Pause ein und suchen den weiteren Weg.
Langsam kommen die ersten Sonnenstrahlen heraus und wir stehen direkt vor einem steilen Berg. Laut App und Wegweiser soll der Weg den Hang queren. Da aber absolut keine Spuren zu sehen sind, legen wir selbst eine an und erklimmen den steilen Anstieg.
Es ist herrlich, in der unberührten Winterlandschaft hier oben herumzustapfen. Gelegentlich sehen wir die Spuren von Vorgängern, aber meist ist keine Spur zu entdecken, so dass eine abenteuerliche Stimmung aufkommt. Wir orientieren uns an den gelben Wegweisern und dem Weg in der App und kommen so gut voran.
Es folgt das einzig unangenehme Wegstück entlang eines abfallenden Hanges. Wir sehen hier keinen anderen Weg als im Hang zu queren und legen eine schöne Spur an. Beim Rückweg ist dieses Wegstück problemlos zu meistern, da mittlerweile auch Skitourengeher die Spur vergrößert haben.
Bald schon sehen wir das Ziel des heutigen Tages, die Tanzboden-Hütte. Wir laufen an tiefverschneiten Tannen vorbei, deren schnee- und eisbedeckte Äste wahre Kunstwerke darbieten.
Ein letzter steiler Aufstieg steht uns bevor und dann haben wir es endlich geschafft. Ein heftiger, kalter Wind weht um unsere Ohren und lässt die Wolken schnell an uns vorbeiziehen. Wir sind froh, dass die Tanzboden-Hütte heute geöffnet ist und wir in die Wärme flüchten können. Die Hütte ist total heimelig und erinnert an eine typische SAC-Hütte. Wir werden unglaublich nett vom Wirtspaar empfangen und fühlen uns hier pudelwohl. Neben uns am Tisch hockt ein 80-jähriger, der 3-4 Mal pro Woche hochkommt und herrlich unterhaltsam mit all seinen Geschichten ist.
Nach einem feinen Mittagessen laufen wir noch die letzten Meter zum Gipfel hoch. Der Weg wurde gerade vom Hüttenwart gespurt, so dass wir hier problemlos hochkommen. Oben wird uns der Grund klar – ein Gast landet gerade mit dem Helikopter und kann so besser zur Hütte gelangen.
Der Blick vom Gipfelkreuz ist wirklich umwerfend – ich könnte hier stundenlang sitzen und den Wolken beim Vorbeiziehen zusehen. Leider ist es eiskalt, so dass wir nicht lange hier oben bleiben können.
Da sich die Wolken mittlerweile aufgelöst haben, können wir beim Runterlaufen auch endlich den Blick direkt von der Hütte genießen – wow, was für einen prachtvollen Ausblick man von der Hütte hat.
Besonders eindrücklich sind die kleinen Bäume oben am Gipfel anzusehen, die komplett mit Schnee und Eis bedeckt sind und durch die starken Winde festgefroren und geformt wurden.
Für den Abstieg wählen wir anfänglich den gleichen Weg (yeah – wir können unsere eigene Spur nutzen), um dann später aber die Direttisima nach Ebnat-Kappel zu wählen. Der Weg zieht sich ziemlich in die Länge und wir sind froh, als wir im Tal endlich die Schneeschuhe abziehen können. Die letzten 20 Minuten laufen wir wieder am Fluss entlang und treffen dann kurz vorm Bahnhof auf den Wanderweg, den wir schon vom Aufstieg kennen.
Tipp: Wer mit den Öffentlichen unterwegs ist, kann die Tour in Rieden beginnen oder beenden und damit eine eine Überschreitung einplanen.