Mehrtagestour Rosengarten (3 Tage)
Silvie Kommentare 6 Kommentare
T2
10:10
26.0km
1600m
2876m
Jul-Okt
Das Rosengarten-Massiv zählt zweifelsohne zu einem der schönsten Gebirge der Dolomiten. Ich habe eine Tour für dich zusammengestellt, die ihr perfekt als Familie mit bergerfahrenen Kindern oder als Wanderer mit etwas Erfahrung unternehmen könnt und bei der sich die Länge mit jedem Tag steigert.
Südtirol ist sicherlich eines der schönsten Wandergebiete der Welt und so zieht es uns jedes Jahr wieder dorthin. Nachdem wir bereits eine erste Mehrtageswanderung in den Sextener Dolomiten mit den Kindern gewagt haben, steht dieses Jahr der Rosengarten-Durchquerung nichts im Weg. Bei dieser Tour erwarten dich mehrere steile Pässe, die von weitem so aussehen, als ob man dort nie hochkommen würde. Es erwarten dich heimelige Berghütten, leckere Südtiroler Kost und ein Wandererlebnis, welches du nicht so schnell vergessen wirst.
Ich nehme dich mit auf diese eindrückliche Hüttentour, stelle dir alle Etappen im Detail vor, was Du beim Gepäck beachten musst und wie es unseren Kindern (8 und 11 Jahre alt) auf der Wanderung ergangen ist. Die Tour umfasst 26 Kilometer, 1600 Höhenmeter im Aufstieg und 2900 Höhenmeter im Abstieg verteilt auf 3 Tage und eignet sich somit auch perfekt für ein verlängertes Wochenende.
Tag | Ausgangspunkt | Endpunkt | Strecke | Aufstieg | Abstieg | Dauer |
1 | Kölner Hütte | Vajolethütte | 4.3 km | 444 HM | 532 HM | 1:55 Stunden |
2 | Vajolethütte | Tierser Alpl Hütte | 7.3 km | 854 HM | 641 HM | 3:20 Stunden |
3 | Tierser Alpl Hütte | Völser Weiher | 14.2 km | 313 HM | 1703 HM | 4:55 Stunden |
Mehrtageswanderung Rosengarten: Tag 1
Los geht’s an der Kölner Hütte (2337m)
Wir sind alle aufgeregt, als wir mit der Laurin Kabinenbahn hoch zur Kölner Hütte fahren. Es ist der perfekte Auftakt für die Tour und schnell nähern wir uns dem Rosengarten-Massiv. Wer die Tour am ersten Tag etwas verlängern möchte, der spart sich die Seilbahn und läuft direkt von der Frommeralm los (+ 600 Hm).Direkt bei der Hütte beginnt der felsige Wanderweg 550, der uns hoch zum eindrücklichen Tschagerjoch führen wird. Ziemlich schnell stehen wir vor einem kleinen Mini-Klettersteig, der mit Seilen und Steighilfen gesichert einen steilen Felsrücken überwindet (und dessen Ende von unten nicht zu sehen ist). Wir schlucken kurz – damit hatten wir nicht gerechnet. Sollen wir das unseren Kindern zutrauen? Wir entscheiden uns, das Risiko einzugehen und gehen davon aus, dass dieses Stück schon kurz sein wird, da es sonst ja nicht als Wanderweg markiert worden wäre.
Die Entscheidung ist goldrichtig und wird der Auftakt von unseren späteren Klettersteigtouren mit den Kindern sein. Am Ende vom Tag meinen beide Kinder nämlich einstimmig, dass dies endlich mal eine spannende Wanderung war und sie lieber sowas in Zukunft machen wollen! Wir ahnten damals noch nicht, dass wir in den darauffolgenden Jahren eine Klettersteigtour durch die Brenta als auch eine Klettersteigtour durch die Sextener Dolomiten unternehmen werden.
Nach dieser kurzen Klettereinlage geht der Weg weiterhin spannend weiter. Über Geröll nähern wir uns auf einem schmalen und ziemlich steilen Pfad dem Tschaggerjoch. Es folgen stufenförmige Trittelemente aus Holz und Halteseile, die den Aufstieg erleichtern. Wir sind alle begeistert und beeindruckt von der uns umgebenden Bergwelt. Der schweissauftreibende Aufstieg ist erstaunlich schnell geschafft und bald schon öffnet sich der Blick auf die Vajolethütte.
Auf der anderen Seite vom Joch führt ein ziemlich steiler Weg (Nr. 541) hinab zum Rifugio Vajolet. Der Weg ist auch mit Kindern gut machbar und an den schwierigeren Stellen kann man sie gut an die Hand nehmen.
Wir sind umgeben von einer majestätischen Bergkulisse der Trienter Bergwelt und können uns am Panorama des Rosengartens nicht sattsehen. Um uns herum ragen riesige Felswände in die Höhe und die Landschaft wirkt unwirklich.
Bald schon geht der steile, steinige Wanderweg in einen angenehm zu laufenden Pfad über, der uns gemächlich der Hütte immer näher bringt. Von weitem ist die Vajolethütte mit ihren markanten blau-weiss gestrichenen Fensterläden bereits gut zu erkennen.
Übernachtet wird in der Vajolethütte (2243m)
Die Vajoletthütte und die danebenliegende Preusshütte befinden sich in unmittelbarer Nähe der Vajolett-Türme. Wir werden hier sehr herzlich empfangen und habe das Glück, eines der Familienzimmer ergattert zu haben. Die Hütte bietet sogar (gegen Bezahlung) heisse Duschen an.
Am Abend sitzen wir auf der Terrasse, blicken zurück auf den Wanderweg des heutigen Tages, den unsere Kinder bravorös gemeistert haben und sind mächtig stolz auf sie!
ECKDATEN TAG 1
Dauer | 1:55 Stunden |
Höhenunterschied | ↗ 444m ↘ 532m |
Länge | 4.3 km |
Schwierigkeit | Schwierig, T2 |
Lage | Rosengarten (Dolomiten), Südtirol, Italien |
Genaue Route | Kölner Hütte – Pas da la Coronele – Vajolethütte |
Tour durchgeführt im | Juli 2018 |
Geeignet für Kinder | Ab 8 Jahren. Konditionell nicht anspruchsvoll, aber der Aufstieg vom Pass verlangt Konzentration. |
Buchempfehlung | Wandern Rosengarten |
Mehrtageswanderung Rosengarten: Tag 2
Aufstieg zur Grasleitenpasshütte (2601m)
Nach einem sättigenden Frühstück steht sofort der erste Aufstieg bevor. Es handelt sich um einen einfachen, breiten Wanderweg, der zwar die ganze Zeit steil verläuft, aber ansonsten komplett unkompliziert ist. So erreichen wir nach ungefähr 45 Minuten bereits die Grasleitenpasshütte. Überall wimmelt es von Klettersteiggehern, die ihr Klettersteigset bereits montiert haben, da ein Klettersteig direkt bei der Hütte losgeht. Wir schauen uns das Gewusel ein wenig neidisch an, wissen aber, dass wir eines Tages nochmal hierher zurückkommen werden und mit unseren Kindern eine Klettersteigtour durch das Rosengarten-Gebiet unternehmen werden.
Die gemütliche Holzhütte klebt förmlich am Berg und geniesst einen super Ruf. Häufig wird sie mit der nahegelegenen Grasleitenhütte verwechselt, so dass man bei der Tourenplanung darauf achten sollte.
Wir befinden uns nun unterhalb des 3.004m hohen Kesselkogels und der Molignonpass ist bereits in der Ferne sichtbar. Wir schlucken etwas – da müssen wir nachher mit den Kindern hoch? Diesen erzählen wir erstmal nichts von ihrem Glück – sie werden schon noch früh genug danach fragen.
Der Abstieg von der Grasleitenpasshütte hinab in Richtung Grasleitenhütte führt durch Schuttgelände. Immer wieder geben die kleinen Schottersteine nach und wir rutschen hinab. Bei Nässe ist dieses Stück sicherlich nicht allzu angenehm. Schon bald haben wir den Talkessel erreicht – die Landschaft um uns herum ist unglaublich eindrücklich, da in allen Richtungen Bergwände steil aufragen.
Mittagspause in der Grasleitenhütte (2165m)
Wir haben eine Mittagspause in der Grasleitenhütte eingeplant – die Kinder haben sich den Kaiserschmarren wahrhaftig verdient. Dieser kleine Umweg lohnt sich unbedingt (bei unsicherem Wetter oder Zeitmangel direkt zum Molignonpass hoch). Wie immer bestellen wir den obligatorischen Himbeersirup mit Soda und für jeden von uns einen Kaiserschmarren. Herrlich – mehr braucht es für uns als Familie nicht, damit wir zufrieden sind! Wir verschnaufen noch einmal und kündigen den Kindern nun an, dass wir ein kleines Stück zurücklaufen werden (die Begeisterung hält sich in Grenzen), um dann den Molignonpass zu erklimmen.
Aufstieg zum Molignonpass (2598m)
Der Wanderweg zum Pass hoch ist herrlich und weniger schwierig als erwartet. An den schwierigen Stellen gibt es Stahlseile, die Sicherheit bieten. Unseren Kindern gefällt dieses Stück besonders gut. Später dann folgt man einem gut angelegten und auch breiten Wanderweg, der in zahlreichen Kehren den Pass hochführt.
Wenn man sich direkt auf dem Wanderweg befindet, wirkt der Aufstieg gar nicht mehr so steil wie von weitem. Wir hatten uns wirklich nicht vorstellen können, wie wir hier mit den Kindern hochkommen sollten und hatten schon viel Widerstand erwartet. Auf wenn der Aufstieg kraftraubend ist, haben wir den Molignonpass erstaunlich schnell erreicht und der Blick zurück zum Kesselkogel ist wirklich eine Wucht!
Die typischen Holz-Wegweiser der Dolomiten passen perfekt in die Landschaft des Rosengartens und geben tolle Fotomotive ab. Auch unsere Kinder sind stolz auf sich und posieren für Fotos. Das Gute ist, dass wir schon fast unser heutiges Ziel erreicht haben und das motiviert uns alle natürlich zusätzlich. Beim Zurückblicken sehen wir die 2 Pässe, die wir heute bereits überwunden haben – sie wirken unglaublich steil, hoch und uneinnehmbar.
Allzu lange verweilen wir hier oben nicht, denn es kommt ein Wind auf und ein paar Regenwolken sind bereits am Horizont zu sehen. Wir holen bereits unseren Regenschutz hervor und kurz vor Erreichen der Tierser Alpl Hütte bekommen wir ein wenig vom Nieselregen ab. Das letzte Stück zur Hütte verlangt noch einmal volle Konzentration, geht es doch auf steilen Platten bergab. Diese sind jedoch durch Ketten entschärft, so dass auch Kinder diese Stelle gut meistern können. Als uns ein Mountainbiker entgegenkommt, der sein Bike auf dem Rücken hochträgt, vergessen die Kinder ganz, dass es für sie gerade anstrengend wurde und verstummen.
Übernachtet wird in der Luxushütte Tierser Alpl (2444m)
Die 2. Hütte unserer Tour hat eine unglaubliche Lage. Mit ihrem knallroten Dach bietet sie einen tolle Farbtupfer innerhalb der Grautöne vom Dolomitengestein und begrüsst uns damit schon von weitem.
Es ist eine private Hütte und erinnert uns stark an ein luxuriöses Berghotel. Unser Zimmer ist modern eingerichtet, mit viel Holz, Steckdosen und kuscheligen Decken. Nach einer heissen Dusche wird das T-Shirt für den nächsten Tag gewaschen und wir stoßen mit den Kindern in der gemütlichen Stube auf den heutigen Tag an.
Da der Rest der Familie keine Lust mehr hat, die Umgebung zu erkunden, holen sie sich ein Brettspiel, während ich mir die Wanderschuhe schnappe und ein wenig weiterlaufe. Ich habe gelesen, dass man von hier oben einen tollen Blick auf die Seiseralm hat. Trotz der bedrohlichen Regenwolken am Himmel habe ich Glück und komme trockenen Fusses zum Aussichtspunkt.
Wir kennen die Seiseralm bereits und haben von dort aus auch bereits das Schlernhaus besucht. Es ist immer wieder ein tolles Gefühl, wenn sich der Kreis schließt und man eine Gegend von oben erkennt, die man in der Vergangenheit bereits besucht hatte. Die Landschaft ist wirklich umwerfend und sicherlich eines meiner Lieblingsgebiete in den Dolomiten!
Pünktlich zum Abendessen erreiche ich die Hütte. Ein Blick in den Schuhraum offenbart, dass die Hütte wirklich sehr beliebt ist und auch zudem ausgebucht. Wir verbringen einen gemütlichen Abend bei wirklich feinem Essen und fallen bald schon erschöpft in unsere kuscheligen Betten.
ECKDATEN TAG 2
Dauer | 3:20Stunden |
Höhenunterschied | ↗ 854m ↘ 641m |
Länge | 7.3 km |
Schwierigkeit | Schwierig, T2 |
Lage | Rosengarten (Dolomiten), Südtirol, Italien |
Genaue Route | Vajolethütte – Grasleitenpasshütte – Grasleitenhütte-Molignonpass-Tierser Alpl Hütte |
Tour durchgeführt im | Juli 2018 |
Geeignet für Kinder | Ab 8 Jahren. Konditionell nicht anspruchsvoll, aber die Abstiege und Aufstiege bei den Pässen verlangen Konzentration und Durchhaltewillen. |
Buchempfehlung | Wandern Rosengarten |
Mehrtageswanderung Rosengarten: Tag 3
Abstieg ins Tal durch immergrüne Landschaften
Am nächsten Morgen weckt uns die Sonne bei strahlend blauem Himmel – wow, was werden wir auf dieser Tour verwöhnt. Wir haben übrigens bei all unseren Dolomitentouren im Juli/August bisher immer Glück mit dem Wetter gehabt und nur sehr selten mal regnerische Tage erwischt. Unser erstes Etappenziel des Tages ist das Schlernhaus und ein Blick auf die Karte lässt vermuten, dass dies eine einfache Wanderung wird (Schlernhaus 2.457m, Tierser Alpl Hütte 2.440m). Dies wäre aber sehr voreilig, da es doch einige Höhenmeter dazwischen zu überwinden gilt.
Der Wanderweg heute ist landschaftlich unglaublich – wir kommen uns vor, als ob wir durch ein Märchen laufen. In sanftem Auf und Ab laufen wir über saftgrüne Hänge unterhalb steil aufragender Bergwände. Der Weg sieht aus der Ferne anspruchsvoll und steil aus, entpuppt sich aber als breiter, gut angelegter Weg, der auch mit Kindern super zu meistern ist. Bald schon nähern wir uns dem Schloss der Dolomiten und laufen vorbei an unzähligen Edelweiss-Blumen – wow, so etwas haben wir noch nie gesehen! Der Weg zur Hütte verläuft nun ohne große Höhenunterschiede und ist sehr angenehm zu laufen.
Besuch vom Schloss der Dolomiten: Schlernhaus (2457m)
Mittagspause auf der Alm in der Sesselschwaige (1940m)
Die letzten Schritte auf dem eindrücklichen Prügelsteig
Es folgt ein weiteres Highlight des heutigen Wandertages – ein romantischer Wanderweg durch eine ca. 1 km lange Schlucht. Der Prügelsteig (auch Prügelweg oder Knüppelweg genannt) ist eine Wanderweg, welcher auf Holzbohlen verläuft. Diese sind ursprünglich für das Weidevieh angelegt worden, die die Schlucht durchqueren musste. Auch heute noch nutzen die Huftiere diesen Weg beim Viehauf- und abtrieb – dann sollte man diesen Weg allerdings meiden, da dann kein Vorkommen möglich ist.
Im Sommer bietet der Prügelsteig durch die nahegelegenen Schluchtwände eine angenehme Kühle. Auch wenn das Vorwärtskommen etwas mühsam ist, finden unsere Kinder den Weg wirklich cool und haben Spass daran! Weit weniger Spass haben sie beim letzten Stück des Abstiegs – dieser zieht sich doch erstaunlich lang durch einen trotz allem wunderschönen Wald. Erleichtert atmen sie aber auf, als wir am Völser Weiher das Ende unserer Mehrtagestour erreicht haben – der heutige Tag war mit Abstand der längste für sie.
ECKDATEN TAG 3
Dauer | 4:55 Stunden |
Höhenunterschied | ↗ 313m ↘ 1703m |
Länge | 14.2 km |
Schwierigkeit | Schwierig, T2 |
Lage | Rosengarten (Dolomiten), Südtirol, Italien |
Genaue Route | Tierser Alpl Hütte – Sesselschwaige – Völser Weiher |
Tour durchgeführt im | Juli 2018 |
Geeignet für Kinder | Ab 8 Jahren. Konditionell lange Tour, technisch nicht schwierig. |
Buchempfehlung | Wandern Rosengarten |
6 Gedanken zu „Mehrtagestour Rosengarten (3 Tage)“
Wow hat mir gefallen möchte das auch mal machen
Vielen Dank für diese tolle Beschreibung
Würde mir auch sehr gut gefallen.
Echt eine Bereicherung
Hi! Super Tour!
Ich habe eine Frage: wie kommt man vom Völser Weiher zum Ausgangspunkt zurück? Bzw. wo parkt man das Auto am besten?
Vielen Dank! LG
Liebe Dania, ich habe es im Blogbeitrag ergänzt, da Du nicht die erste warst, die mich das gefragt hat;-)
Hi Silvie,
danke für den Tollen Beitrag. Wie schätzt du diese Wanderung ein mit zwei Kindern in der Kraxe? Machbar oder eher zu risikohaft? Vielen lieben Dank für dein Feedback, viele Grüße Kathinka
In der gleichen Kraxe? Oder 2 Kinder auf den Rücken der beiden Eltern? Ich würde von dieser Tour mit Kraxe abraten, da es da teils heftige Auf- und Abstiege hat und ein herumzappelndes Kind da den Elternteil schnell aus dem Gleichgewicht bringen kann. Schaut euch alternativ unsere 3-Tages-Tour in den Sextener Dolomiten an. Empfehlen könnte ich auch einen Teil vom Dolomiten Höhenweg Nr. 1, da es dort keine so anspruchsvollen Teilstücke hat.