Eindrückliche 2-Tages-Wanderung auf dem Prättigauer Höhenweg
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T2
12:10
36.2km
1418m
2045m
Jul-Okt
Eine wunderschöne, abwechslungsreiche Höhenwanderung auf dem Prättigauer Höhenweg direkt an der österreichischen Grenze. Die Fernwanderung kann flexibel an jeder Etappe begonnen werden und bietet sich auch für ein Wochenende an. Ideale Mehrtageswanderung, die auch für Einsteiger geeignet ist.
Bei unserer Familienwanderung zur Schesaplanahütte sah ich in der Hütte einen Flyer für den Prättigauer Höhenweg. Da ich ein riesiger Fan von Mehrtageswanderungen bin, wurde der natürlich gleich ausgiebig studiert und auf meine To-Do-Liste gesetzt. Am nächsten Tag liefen wir sogar ein kurzes Stück vom Prättigauer Höhenweg und ich war begeistert!
Hier die Eckdaten unserer 2-Tages-Wanderung auf dem Prättigauer Höhenweg:
Tag | Ausgangspunkt | Endpunkt | Strecke | Aufstieg | Abstieg | Dauer |
1 (Teil 1) | Madrisa | St. Antönien | 13.3 km | 422 HM | 1364 HM | 4:30 Stunden |
1 (Teil 2) | St. Antönien Sagaris | Berggasthaus Sulzfluh | 2.1 km | 187 HM | 0 HM | 0:45 Stunden |
2 | Berggasthaus Sulzfluh | Schesaplanahütte | 20.8 km | 809 HM | 681 HM | 6:55 Stunden |
Wir haben ein kinderfreies Wochenende und es sind 2 Tage Regen in der ganzen Schweiz angesagt, während ab 2500 m bereits Schnee liegt. Wir entscheiden uns für eine Wanderung auf dem Prättigauer Höhenweg, da er beliebig verkürzt oder auch abgebrochen werden kann und auch noch unter der aktuellen Schneefallgrenze liegt. Ausgerüstet mit Regensachen, Regenschirm und natürlich warmen Klamotten fahren wir in Klosters zur Madrisa hoch. Wir werden uns die ersten beiden Stunden des Aufstiegs von Klosters her sparen und die Wanderung hier beginnen. Anfänglich irren wir etwas umher, da die Schilder nicht wirklich eindeutig sind. Dann aber finden wir den Weg (in Richtung Kletterturm und dann rechts hoch zur Alm) und werden die restlichen Tage immer eine hervorragende Beschilderung vorfinden!
Der Wanderweg verläuft anfänglich als wahrer Höhenweg parallel zum Tal. Ohne Schwierigkeit laufen wir auf einem gemütlichen Weg vorbei an einigen Almen und riesigen Klosters-Holzbuchstaben, die sich perfekt für ein Foto eignen. Wir laufen an zahlreichen Lawinenverbauungen entlang und auch an einer kleinen Alm. Dort kann man Getränke kaufen oder auch an einem Brunnen die Wasserflasche auffüllen.
Wir überqueren eine kleine Brücke und steigen schon bald steil bergauf in Richtung Fürggli. Am Pass finden wir den ersten Schnee des Tages und das Wetter fängt auch langsam an, sich zu verschlechtern. Wir entscheiden uns trotzdem für einen kleinen Abstecher zum Jägglischhorn. Dieser 5-Minuten-Abstecher ist wirklich lohnenswert und wir haben Glück und die Gipfelbank ist noch unbesetzt. Wir packen uns warm ein und holen unser Mittagessen hervor. Allzu lange halten wir es heute aber hier oben nicht aus – der Regen setzt langsam ein und es ist bitterlich kalt. Mit klappernden Zähnen packen wir alles zusammen, holen die Schirme hervor und steigen ab in Richtung St. Antönien.
Nach dem Fürggli geht es für den Rest der Wanderung nur noch bergab. Der Wanderweg ist schneefrei, wechselt aber schon bald in eine asphaltierten Weg. Leider wird dies für die nächsten 90 Minuten so bleiben – schade, dass es hier keine andere Wegführung gibt!
Wer möchte, kann den eher langweiligen Teil der Wanderung mit dem Trottinet abkürzen. In dieser Gegend gibt es mehrere Angebote zum Ausleihen von Trottis – eine tolle Idee für die Wanderer. Wir entscheiden uns jedoch, die ganze Strecke zu Fuß zurückzulegen und kommen dafür an wunderbaren Maiensäss-Häuschen und einer Kuhrasse mit interessant abstehenden Ohren vorbei.
Schon bald ist das Bergsteigerdorf St. Antönien erreicht. Die erste Etappe vom Höhenweg würde eigentlich hier enden und so gibt es auch zahlreiche Übernachtungsmöglickheiten. Wir werfen einem kurzen Blick in die Kirche und den dazugehörigen Friedhof und schlendern durchs Dorf. Für Kinder gibt es hier einen wirklich kreativ angelegten Spielplatz direkt hinter der Bushaltestelle. In einem kleinen Volg könnte man noch Proviant für den nächsten Tag einkaufen.
ECKDATEN TAG 1 (ETAPPE 1)
Dauer | 4:00 Stunden |
Höhenunterschied | ↗ 600m ↘ 1000m |
Länge | 14.6 km |
Schwierigkeit | Sportlich, T2 |
Lage | Graubünden |
Genaue Route | Madrisa – Jägglischhorn – St. Antönien |
Tour durchgeführt im | September 2022 |
Geeignet für Kinder | Problemlos mit Kindern ab ca. 8 Jahren. Der Weg ist technisch einfach, am Gipfelaufstieg wird es etwas schmaler, aber den kann man ja auch auslassen. |
Buchempfehlung | Davos – Prättigau: Die schönsten Tal- und Höhenwanderungen |
Von St. Antönien nehmen wir eines der sehr regelmäßig verkehrenden Postautos bis nach Antönien Sagaris, da wir uns für heute das Berggasthaus Sulzfluh zum Übernachten ausgesucht habe und wir nicht genügend Zeit haben werden, die komplette Strecke zu Fuß zurückzulegen. Wer möchte, könnte auch mit dem Bus Alpin direkt bis zum Berggasthaus hochfahren (reservierungs- und zuschlagspflichtig).
Von der Bushaltestelle führt ein schön angelegter, einfacher Wanderweg parallel zur Straße. Mal überqueren wir eine kleine Brücke, mal kommen wir an neugierigen Kühen vorbei. Wir bestaunen die interessante Bauweise der Häuser und genießen diesen kurzen Spaziergang.
Ein letzter, wirklich steiler Anstieg bringt uns zum Berghaus Sulzfluh. Es hat beim Höhenweg unzählige Übernachtungsmöglichkeiten, aber dieses hier hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Das 1875 erbaute Haus bieten den Gästen nämlich Zimmer, welche von Kerzen beleuchtet werden – wie cool ist das denn? Tagsüber sorgt Wasserkraft für ausreichend Strom, während abends dann der Generator (vor allem für die Küche) angeworfen wird. Uns wird sogar eine perfekte heisse Dusche angeboten oder auch der (am Samstag kostenlose) Besuch des mit Holz befeuerten Hotpots.
Die Gänge und Toiletten sind mit Licht ausgestattet, jedoch die Zimmer und auch die Gaststube nicht. Wir fühlen uns ins letzte Jahrhundert versetzt. Bei jeder Bewegung knarzt es überall (leider auch bei jeder Bewegung im Bett, wenn man sich umdreht). Der Blick aus dem Fenster ist umwerfend!
Wer möchte, bucht sich einen Besuch in der Sauna dazu oder aber entscheidet sich für eine Nacht im Neubau, der neben tollen Doppelzimmern auch luxuriöse Schlafsäle anbietet. Das angebotene Essen am Abend ist extrem lecker und man merkt, dass der Koch sehr gerne experimentiert und mit Leidenschaft kocht. Am Tisch sitzt man abends mit anderen Gästen zusammen, mit denen man auch schnell ins Gespräch kommt. An diesem Abend schlafen wir hervorragend und können uns somit bestens von unserer Wanderung erholen.
ECKDATEN TAG 1 (ETAPPE 2)
Dauer | 0:30 Stunden |
Höhenunterschied | ↗ 170m ↘ 0m |
Länge | 2.2 km |
Schwierigkeit | Einfach, T2 |
Lage | Graubünden |
Genaue Route | St. Antönien Sagaris – Berggasthaus Sulzfluh |
Tour durchgeführt im | September 2022 |
Geeignet für Kinder | Problemlos mit Kindern jeden Alters. |
Buchempfehlung | Davos – Prättigau: Die schönsten Tal- und Höhenwanderungen |
Am nächsten Morgen sind wir beim Blick aus dem Fenster wirklich überrascht und auch die Wettervorhersage bessert sich immer mehr. Es lohnt sich eigentlich meist, auch bei schlechtem Wetter zu wandern – wird man doch oft von besserem Wetter überrascht.
Das Frühstück fällt leider etwas karg aus (vor allem im Vergleich zum Abendessen) und so machen wir uns bereits gegen 8 Uhr auf den Weg. Wir haben heute eine lange Tour vor uns!
Bereits nach 30 Minuten ist das erste Highlight des Tages erreicht – der Partnunsee. Der eigentliche Höhenweg lässt diesen leider aus, aber der kleine Umweg lohnt sich unbedingt! Am heutigen Tag ist es windstill und die umliegenden Berge spiegeln sich magisch im See. Wer möchte, kann hier für CHF2 ein Ruderboot mieten oder eine der beiden Grillstellen nutzen – perfekter kann ein Grillplatz nicht liegen!
Der See kann rechts oder links herum umrundet werden – ich würde aufgrund der Blicke und der Fotomotive den Weg rechts herum empfehlen. Am Ende vom See angekommen zweigt dann der Weg in Richtung Österreich ab. Wir laufen ein Stück am See entlang und dann hoch zum Wegweiser zur Carschinahütte und starten den ersten langen Aufstieg des heutigen Tages.
Die Landschaft wird ab hier wirklich dramatisch und übertrifft bei weitem die Eindrücke vom ersten Tag. Wir sind den größten Teil des Tages alleine unterwegs und sind wirklich überwältigt von der Landschaft. An einigen Stellen scheint es, als hätten Riesen mit Steinen gewürfelt und diese überall am Berg verteilt. Plötzlich erscheinen 2 weiss-graue Hühner vor uns auf dem Weg und sie sind genauso überrascht wie wir. Es sind die ersten Schneehühner, die wir in unserem Leben gesehen haben und auch wenn diese Begegnung nur eine halbe Minute dauerte (die Hühner sind doch recht scheu), ist sie für uns ein ganz besonderer Moment.
Der steile Anstieg ist dann auch schon bald geschafft und der Höhenweg schlängelt sich relativ flach verlaufend bis zur Carschinahütte. Diese ist bereits in der Ferne zu sehen und uns kommen auch die ersten Wanderer entgegen, die dort übernachtet haben.
Wir kennen die Hütte bereits von einer Familienwanderung vor ca. 10 Jahren und es hat sich mittlerweile einiges getan. Nicht nur das Hüttenwartspaar hat gewechselt, sondern es wurde auch ein Sandkasten gebaut, ein kleiner Holzschuppen aufgestellt und eine Slackline installiert.
Wir genehmigen uns einen Kaffee, suchen noch einen Geocache und machen uns bald schon wieder auf den Weg in Richtung Schesaplanahütte. Wer die Originalroute vom Prättigauer Höhenweg laufen möchte, würde hier seine 2. Nacht einlegen und erst am nächsten Tag weiterlaufen. Alternativ könnte die Tour auch hier beendet werden und man könnte ins Tal absteigen.
Die Tour verläuft ab der Hütte weiter als klassischer Höhenweg und führt in leichtem Auf und Ab immer am Hang entlang. Auch hier ist der Weg super angelegt und sehr gut zu laufen. Der Weg führt uns an den Drei Türmen und dem eindrücklichen Drusenfluh vorbei.
Bald schon verläuft der Weg durch Hänge voller Geröll und hier sollte man ein gutes Auge auf Kinder haben, wenn man diese auf der Wanderung dabei hat. Wir erreichen das Schweizer Tor und schauen uns aus der Ferne den eindrücklich verlaufenden Wanderweg an, der ein weiteres Mal nach Österreich führt. Bei gutem Wetter kann man hier auch Kletterer beobachten, aber am heutigen Tag ist das Wetter nicht stabil genug zum Klettern.
Unsere Mittagspause wollten wir eigentlich am Gafalljoch mit Blick auf den Lünersee einlegen. Allerdings ist dies doch weiter entfernt, als wir gedacht haben, so dass wir uns ein windstilles Plätzchen am Wegesrand suchen. Wir packen unsere mitgebrachten Sandwiches aus, vertilgen jeder eine Tafel Schokolade und versuchen uns so gut es halt geht von der Wanderung zu erholen. Wir haben noch knapp 2 Stunden vor uns und langsam macht sich ein wenig Erschöpfung breit.
Nach dem letzten Aufstieg des Tages erreichen wir das windige Gafalljoch und haben Null Blick auf der österreichischen Seite. Wir sind froh, dass wir bei unserer letzten Wanderung mit Lünersee-Blick hier oben mehr Glück hatten und auch, dass wir nicht hier oben unsere Mittagspause eingelegt haben.
Das verbleibende Wegstück zur Hütte kennen wir bereits und laufen dieses nun bereits zum dritten Mal. Nebelfetzen lassen eine mystische Stimmung aufkommen und auch die Hänge zeigen bereits die ersten Herbstfarben. Erschöpft erreichen wir die Schesaplanahütte und mieten dort Trottinets, um nach Grüsch ins Tal zu fahren. Die 18 km lange Fahrt dauert ca. 80 Minuten und ist leider ab Seewis nicht ausgeschildert (bis Seewis ist es offensichtlich, da es nur eine Straße gibt). So folgen wir Google Maps und kommen leider am falschen Ort raus. Missmutig müssen wir die Trottinets ca. 20 Minuten an der Hauptstrasse zum Bahnhof schieben, da wir irgendwo eine Abzweigung verpasst haben.
Die offizielle Route vom Prättigauer Höhenweg plant eine 3. Übernachtung in der Schesaplanahütte ein und verläuft dann am nächsten Tag bis Malans. Diesen Teil der Tour werden wir wohl ein anderes Mal in Angriff nehmen müssen!
Ich kann den Prättigauer Höhenweg nur wärmstens empfehlen und die extrem abwechslungsreiche Tour lässt sich beliebig variieren und den Bedürfnissen der Teilnehmer anpassen. Die Tour ist auch super für bergerfahrene Familien geeignet, sofern die Kinder die Distanzen meistern können.
Damit Du nicht lange überlegen musst, was beim Prättigauer Höhenweg in den Rucksack gehört, habe ich Dir eine Packliste zusammengestellt.
ECKDATEN TAG 2
Dauer | 6:30 Stunden |
Höhenunterschied | ↗ 1200m ↘ 1100m |
Länge | 22.2 km |
Schwierigkeit | Meist T2, kurze Stücke T3 |
Lage | Graubünden |
Genaue Route | Berggasthaus Sulzfluh – Partnunsee – Carschinahütte – Schesaplanahütte |
Tour durchgeführt im | September 2022 |
Geeignet für Kinder | Mit Kindern ab ca. 8 Jahren, jedoch nicht die ganze Strecke. Technisch größtenteils einfach und nur ein paar schmalere Abschnitte. Auf der Carschinahütte hat es einen Sandkasten mit Schaufelbagger und eine Slackline. |