Der Klassiker der 2-Tages-Wanderungen durch die Greina-Hochebene mit einer Übernachtung. Fahrt mit dem Wanderbus und nachfolgend Aufstieg zur Terrihütte. Der erste Blick auf die Greina-Hochebene ist atemberaubend und unglaublich faszinierend. Nach einer Pause in der SAC-Hütte Terrihütte wandere ich weiter bis zur SAC-Hütte Capanna Motterascio, wo ich die Nacht verbringe.
Mit dem Zug und dem Postauto lasse ich mich früh am Morgen bis Vrin kutschieren, um dort in den Wanderbus umzusteigen. Dieser muss zwingend vorrangig reserviert werden und verkürzt den Zustieg um ca. 1 Stunde. Am Ende vom Tal steige ich in Vrin Puzzatsch aus und starte dort meine Mehrtageswanderung.
Das Wetter meint es am Morgen noch nicht so gut mit mir, so dass mein Aufstieg größtenteils von Wolken verhangen ist. Immer wieder reißen diese jedoch auf und erlauben mit einen Blick in Richtung Pass Diesrut.
Ich fühle mich hier wie am Ende der Welt. Es sind am heutigen Donnerstag nur wenige andere Wanderer unterwegs und viele von denen trifft man unterwegs oder auf den Hütten wieder.
Anfänglich verläuft der Wanderweg auf einem gekiesten Wanderweg, welcher jedoch bald als schmaler Pfad in Richtung Alp Diesrut verläuft. Diese ist bald erreicht und liegt bereits Ende September verlassen da.
Ich gewinne immer weiter an Höhenmetern und verliere langsam die Hoffnung, heute noch etwas von der Greina-Ebene zu erblicken. Langsam jedoch drückt die Sonne durch die Wolken und meine Hoffnung steigt. Und dann plötzlich erreiche ich den Pass Diesrut und wie auf Kommando sind alle Wolken verschwunden. Strahlend blauer Himmel erwartet mich hier oben und eine herbstliche Farbpracht erwartet mich.
Ich bin gar nicht so richtig vorbereitet auf den Blick, der sich nun vor mir eröffnet. Es ist wirklich atemberaubend und gar nicht so richtig mit Worten zu beschreiben. Ich muss mich erstmal setzen und während ich mein mitgebrachtes Picknick verspeise, bin ich schlicht überwältigt vom Anblick. Auf der rechten Seite kommt die spektakulär gelegene Terrihütte in Sicht, davor die 2018 erbaute Hängebrücke, um diese zu erreichen.
Auf der linken Seite schlängelt sich mäandrierende Fluss durch die Landschaft.
Nach meiner Mittagspause kommt das nächste Highlight des heutigen Tages: die 65 m lange Hängebrücke «Punt la Greina» über den Rein da Sumvitg. Diese vereinfacht den Zustieg zur Hütte, der früher weitaus anspruchsvoller verlief. Die Brücke ist eine wacklige Angelegenheit, aber auch für Wanderer mit Angst vor Hängebrücken gut zu meistern, da sie sehr schnell überwunden ist.
Auch der exponierte Wanderweg nach der Hängebrücke ist hevorragend gesichert und somit komplett entschärft. Ich würde hier auch problemlos mit Kindern laufen, da es immer genügend bergseitige Haltemöglichkeiten hat.
Auf der Hütte gönne ich mir eine Cremeschnitte – die steht fix auf der Speisekarte und scheint daher wohl immer im Angebot zu sein. Meine ganze Familie ist absoluter Cremeschnitten-Fan und sie beneiden mich um die Wanderung. Wenn das mal kein Grund ist, mal wieder zur Terrihütte zurückzukehren!
Der Hüttenwart Toni bewirtet die Hütte bereits über 20 Jahre und hat alles super im Griff. Sowohl in der näheren Hüttenumgebung als auch auf der gesamten Wanderung erblicke ich unheimlich viele Murmeltiere, die sich bereits ihren Winterspeck angefressen haben, bevor sie wohl in den nächsten Wochen in den Winterschlaf verschwinden werden. Immer wieder ertönen ihre Pfiffe und viele von ihnen lassen mich erstaunlich nahe an sie heran.
Bei der Terrihütte laufe ich wieder ein wenig bergab und schlage den Weg in Richtung Motterasciohütte ein. Ich passiere unzählige kleine Seen und Wollgraswiesen. An einer Stelle ist eine Kette zum Absteigen angebracht, aber abgesehen davon verläuft der Wanderweg unschwer und überhaupt nicht ausgesetzt.
Ich erreiche einen Wegweiser – gerade aus geht es zur Motterasciohütte und nach rechts würde ich hier zur Scalettahütte abbiegen. Morgen werde ich bis zu diesem Wegweiser von der Motterasciohütte zurücklaufen und zur Scalettahütte abbiegen.
Der verbleibende Weg verläuft ohne nennenswerte Höhenunterschiede bis zur Motterasciohütte. Diese kenne ich schon von der 8. Staffel von Hüttengeschichten, welche sehr empfehlenswert ist.
Ich übernachte zum Saisonende auf der Hütte und fröhliches Kindergeschrei durchdringt die Hütte. Das Hüttenwartspaar hat mittlerweile 2 Kinder, welche mit ihnen und den Angestellten hier oben leben. Es ist richtig was los! Nur wenige Gäste übernachten heute in der Hütte und es ist eine richtig gemütliche Runde. Ich teile das Zimmer mit einer anderen Wanderin, die auch alleine unterwegs ist. Es ist für mich das erste Mal, dass ich alleine auf einer 2-Tages-Tour unterwegs bin und ich bin froh über die Unterhaltung am Tisch. Während mir das alleinige Wandern nichts ausmacht, geniesse ich abends doch gerne etwas Gesellschaft und nette Gespräche!
Der Blick aus dem Anbau der Hütte ist toll und auch die Terrasse liegt prächtig, um den Blick auf den Lago di Luzzone zu genießen.
Tipp: Wer bereits am Vorabend anreist (ja, die Anreise zieht sich in die Länge), dem sei das Casa Leon in Vrin empfohlen. Von dort kann man dann am nächsten Morgen direkt die Wanderung beginnen.
Ab ca. 6 Jahren geeignet, sofern die Ausdauer für die Tour bis zur Terrihütte vorhanden ist. Die Verlängerung bis zur Motterasciohütte wegen der Länge ab ca. 12 Jahren.