Gratwanderung vom Pilatus nach Gfellen: Abwechslungsreiche Tour auf einem der schönsten Gratwege der Zentralschweiz
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T3
05:20
13.5km
543m
1591m
Jun-Nov
Der Höhenweg vom Pilatus Kulm nach Gfellen bietet eine der schönsten und zugleich anspruchsvollsten Routen im Pilatusmassiv und sollte nur bei guten Wetterverhältnissen und ohne Neuschnee durchgeführt werden. Das Pilatusgebiet erstreckt sich fast zehn Kilometer und erinnert mit seinen steilen Gipfeln und schroffen Felszacken an den Rücken eines Drachen, wie in alten Legenden erzählt wird. Unsere Wanderung führt genau auf diesem Rücken entlang und bietet Nervenkitzel, mehrere Gipfel und fantastische Ausblicke. Bereits der Aufstieg zum Pilatus ist spektakulär. Am besten erreicht man den Ausgangspunkt auf Pilatus Kulm mit der Seilbahn ab Kriens oder mit der Zahnradbahn ab Alpnachstad.
Heute entscheiden wir uns für die Seilbahn und teilen die Gondel mit vielen internationalen Touristen – der Pilatus ist ein beliebtes Ziel. Oben gibt es eine Menge zu entdecken: ein Hotel (ideal für Sonnenauf- und -untergänge), mehrere Restaurants, einen Drachenweg, der in den Fels gehauen wurde, und zwei nahegelegene Gipfel mit fantastischen Aussichten. Kostenlose Liegestühle laden zum Verweilen ein. Dennoch verweilen wir nicht lange, da uns ein anspruchsvoller Wandertag bevorsteht.
Vom Pilatus zum Tomlishorn – Gipfelausblicke und Panoramen
Gut ausgerüstet mit festem Schuhwerk starteten wir in Richtung Tomlishorn, den höchsten Punkt der Pilatuskette. In nur 20 Minuten erreicht man die 2.128 Meter Höhe, und hier oben wird man mit einer unglaublichen Rundumsicht belohnt – von den Zentralschweizer Alpen über die Urner Gipfel bis hin zum Luzerner Seebecken. Der Weg zum Tomlishorn ist anfänglich flach und sehr breit, so dass man sogar noch nebeneinander laufen kann. Kurz vorm Gipfel wird der Weg dann merklich steiniger und schmaler, kann abe auch mit Wanderanfängern und Kindern gut gemeistert werden.
Der Blick vom Gipfel ist vor allem interessant, da wir den vor uns liegenden Gratweg perfekt einsehen können. Ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu schmalen, ausgesetzten (Grat-)Wegen und bin bereits jetzt schon etwas nervös.
Auf dem weiteren Weg entlang des Grats geht es westlich in Richtung Gemsmättli. Der Pfad wechselt hier von einem gut ausgebauten Weg zu einem schlichteren, teilweise exponierten Pfad. Besonders die beeindruckende Nordflanke und die Ostkante des Widderfeldes, das auf 2.075 Metern liegt und auf der Nordseite umgangen wird, machen die Wanderung spektakulär und lohnenswert. Pro Pilatus hat an einigen ausgesetzten Stellen Handläufe angebracht, die zusätzlichen Halt bieten. Die Handläufe, Steighilfen und Ketten sind extrem hilfreich. Die Tour ist schon anspruchsvoll und anstrengend genug und so können wir die schwierigen Stellen schneller überwinden.
Der Weg ist nun mit T3 klassifiziert und ab hier benötigt es Trittsicherheit und festes Schuhwerk. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte besser eine andere Wanderung planen, da der Weg über lange Zeit schmal und ausgesetzt ist. Der Weg sollte daher auch nur bei trockenem Wetter und auch stabilen Wetterverhältnissen gegangen werden, da man hier oben sehr stark dem Wetter ausgesetzt ist.
Wir beobachten eine Gruppe Steinböcke, die hier regelmässig anzutreffen ist und die ganz entspannt in der Ferne grast. Wir müssen uns aber auf den Weg konzentrieren, der weiterhin anspruchsvoll unterhalb der Felsen verläuft.
Immer wieder sind Ketten montiert, die uns den Aufstieg erleichtern und auch sicherer gestalten. Die Freiwilligen vom Pro Pilatus-Verein leisten hier wirklich unglaubliche Arbeit, um uns Wanderern die Tour zu ermöglichen!
Vom Widderfeld zur Stäfeliflue – Herbstliche Farben und Wetterwechsel
Ab dem grasbewachsenen Rücken des Widderfelds führt der Weg leicht hinab zum Felli auf 1.701 Metern. Hier duckt sich die Alphütte Feld an die moorige Flanke des Bergrückens, und die herbstliche Farbenpracht ist beeindruckend. Anschließend geht es weiter zum Mittaggüpfi, auch bekannt als „Gnepfstein“ aufgrund der markanten, knappen Gesteinsschichten. Der Name „Mittaggüpfi“ verweist auf die Sonneneinstrahlung zur Mittagszeit, die diesen Gipfel beleuchtet.
Das Mittaggüpfi ist zwar auch sehr gut besucht (es führen mehrere Wanderwege hierher), aber der perfekte Ort für unsere Mittagspause. Unterhalb des Gipfels befindet sich zudem noch ein kleiner Bunker, den man besichtigen kann.
Die letzten Etappen bringen uns zur Schutzhütte Tripoli und zur Stäfeliflue, die mit 1.922 Metern Höhe ein weiteres Highlight darstellt. Am Wochenende übernehmen Freiwillige den Hüttendienst und bieten Suppe, Getränke und kleine Snacks für Wanderer an. Hier kann man sich am besten noch einmal stärken, bevor der lange Abstieg beginnt.
Knapp 1000 Höhenmeter liegen im Abstieg vor uns und wir ahnen, dass das nochmal anstrengend werden kann. Immerhin sind wir schon mehrere Stunden unterwegs. Der letzte Gipfel des heutigen Tages ist der Gipfel „Blaue Tosse“, der mittlerweile komplett im Nebel eingehüllt ist. Macht nichts – wir haben heute bereits so tolle Ausblicke gehabt! Von hier geht es steil bergab nach Gfellen und der Abstieg scheint gar nicht enden zu wollen. Wir beeilen uns, da wir das Postauto schaffen wollen, das nur stündlich fährt. Wer dieses gerade verpasst hat, kann direkt an der Bushaltestelle ins Bergrestaurant Gfellen einkehren, um dort die Wartezeit zu überbrücken.
ECKDATEN
Dauer | 05:20 |
Länge | 13.5 km |
Höhenunterschied | ↗ 543m ↘ 1591m |
Schwierigkeit | T3 (ausgesetzt) |
Lage | Kanton Luzern |
Genaue Route | Pilatus Kulm – Tömlishorn – Mittaggüpfi – Gfellen |
Tour durchgeführt im | Oktober 2024 |
Geeignet für Kinder | Nur mit wirklich ausdauernden und trittsicheren Kindern, besser Jugendlichen. Tour ist lang und häufig ausgesetzt. |
Geeignet für Hunde | Ja |
Buchempfehlung | Rother Wanderführer Vierwaldstättersee (inkl. Obwalden) |