Wanderung auf den Gnipen (1579m) und Wildspitz (1580m)
Silvie Kommentare 0 Kommentare
T2
05:00
15.2km
1114m
898m
Mar-Nov
Sehr aussichtsreiche und konditionell anspruchsvolle Wanderung von Arth-Goldau hoch zum Aussichtsgipfel Gnipen mit herrlichem 360-Grad-Panorama. Diese Tour entlang der Abrisskante des Goldauer Bergsturzgebiets bietet faszinierende Einblicke in die Naturkatastrophe von 1806. Von dort weiter zum Wildspitz (1579m) mit Gipfelrestaurant und ebenso grandiosem Panoramablick. Beim Gipfelkreuz des Wildspitz hast du den höchsten Punkt des Kantons Zug erreicht. Immer wieder öffnet sich der Blick auf unzählige Seen (Zugersee, Vierwaldstättersee, Zürichsee, Aegerisee, Sempachersee) und markante Gipfel wie der Mythen und die Rigi.
Aktuell suche ich für mein Training für unser Everesting-Event Berge in der Umgebung von Zürich, die eine schöne Anzahl an Höhenmetern bieten und die ich idealerweise noch nicht besucht habe. Aufgrund des aktuell herrschenden Schneemangels ziehe ich daher nach Betrachtung einiger Webcams den Gnipen und Wildspitz in Erwägung. Den Wildspitz kenne ich bereits von einer Schneeschuhtour vor einigen Wochen, aber der Gipfel des Gnipen fehlt noch in meiner Sammlung. Die Wanderung verspricht knapp 1000 Höhenmeter und auch ein paar steile Stücke, so dass dies wohl eine ideale Trainingstour werden könnte. So mache ich mich an einem Tag mit einer eher düsteren Wettervorhersage auf den Weg – zumindest soll es trocken bleiben.
Für den Aufstieg gibt es mehrere Varianten, die ich dir vorstellen möchte.
Der Aufstieg via Teuffeli
Ich reise mit dem Zug bis nach Arth-Goldau und folge den gelben Wanderwegweisern. Ich besuche noch schnell den Supermarkt und gelange mitten ins Fasnacht-Getümmel, welches gerade startet. Es gibt mehrere Wege auf den Gnipen und man sollte sich vorher überlegen, welcher in Frage kommt. Da ich alleine unterwegs bin und auch den Weg nicht kenne, entscheide ich mich für den einfachsten, der in einem leichten Bogen links am Bergsturz vorbeiführt. Beim nächsten Besuch und bei trockenem Wetter werde ich mir dann den direkten Weg vornehmen (T3), der näher an der Abbruchkante entlangführt und der auch den Einsatz von den Händen benötigt.Ich reise mit dem Zug bis nach Arth-Goldau und folge den gelben Wanderwegweisern. Ich besuche noch schnell den Supermarkt und gelange mitten ins Fasnacht-Getümmel, welches gerade startet. Es gibt mehrere Wege auf den Gnipen und man sollte sich vorher überlegen, welcher in Frage kommt. Da ich alleine unterwegs bin und auch den Weg nicht kenne, entscheide ich mich für den einfachsten, der in einem leichten Bogen links am Bergsturz vorbeiführt. Beim nächsten Besuch und bei trockenem Wetter werde ich mir dann den direkten Weg vornehmen (T3), der näher an der Abbruchkante entlangführt und der auch den Einsatz von den Händen benötigt.
Der Weg führt anfänglich durch die Strassen von Arth-Goldau und startet bereits von Beginn ab steil. Bald erreiche ich den ersten Wanderweg und ich laufe in der heutigen Nebelsuppe weiterhin steil an einem Bach entlang bergauf. Ich erreiche einen schönen, idyllischen Wald mit einem herrlich angelegten Wanderweg. Bald schon flacht es das erste Mal ab und zwischen den Bäumen taucht der Gipfel der Rigi in der Ferne auf. Nachdem ich den Wald verlassen habe, kann ich die Rigi dann endlich komplett sehen und ich befinde mich auch endlich oberhalb der Nebelgrenze.
Hinterm Wald befindet sich eine grosse Wiese, die wirklich steil den Berg hinaufführt. Dies ist dann wohl auch der Moment, bei dem sich der Herzschlag eines jeden Wanderers erhöhen wird. Je höher ich aber gelange, umso umwerfender wird der Ausblick. Ich hatte am heutigen Tag mit gar keinem Blick gerechnet und mich schon darauf eingestellt, dass ich den ganzen Tag im Nebel werde laufen müssen. Der Blick allerdings, der sich hier bietet, ist umwerfend. Mir kommen viele der Seen und Berge sehr bekannt vor, aber aus dieser Perspektive habe sie noch nie gesehen. Hinzu kommt ein ziemlich guter Fernblick – die Landschaft um mich herum sie wie gemalt aus! Mittlerweile kann man auch die Abbruchkante vom Goldauer Bergsturz sehr deutlich erkennen.
1806 ereignete sich am Rossberg bei Goldau ist der grösste Bergsturz der Schweiz in historischer Zeit. Die sehr gut sichtbare Abrisskante erinnert auch heute noch an den verheerenden Bergsturz. Der Bergsturz in Goldau wurde durch anhaltende starke Regenfälle ausgelöst, die in den Wochen zuvor das Gebiet getroffen hatten. Das Wasser drang in die tiefer liegende Mergelschicht ein und weichte sie stark auf. Dadurch wurde sie zu einer Art Rutschbahn für die darüber liegende Nagelfluhschicht, die sich gegen 17 Uhr löste und etwa 1000 Meter von der Gnipenspitze ins Tal stürzte.
Obwohl der Bergsturz von Goldau nur drei Minuten dauerte, waren die Auswirkungen katastrophal. Die Steinlawine forderte das Leben von 457 Menschen und 323 Stück Vieh, zerstörte 111 Wohnhäuser, 220 Ställe sowie vier Kirchen und Kapellen. Nur 14 Personen konnten aus den Trümmern lebend geborgen. Die Dörfer Röthen und Goldau waren vollständig verschwunden. Der Lauerzersee verlor auf einen Schlag ein Siebtel seiner Fläche. Augenzeugenberichten zufolge lösten die Felsmassen eine 20 Meter hohe Flutwelle aus, die „alle Gebäude rings um den See mit sich riss“ (Zitat NZZ). Die Schadenssumme belief sich nach heutigen Maßstäben auf etwa eine halbe Milliarde Franken.
Während der Wanderung komme ich immer wieder an Infotafeln vorbei, die vom Bergsturz berichten. Nach einem langen steilen Aufstieg erreiche ich den ersten Gipfel des Tages – den Gnipen. Das Gipfelkreuz und die davor stehende Bank bieten ein tolles Motiv und man hat einen prächtigen Blick auf den markanten Gipfel des Rigi Kulm. Es gibt hier keinen richtigen Gipfel, sondern ein langgezogenes Plateau. Ich lasse mich für meine Mittagspause nieder und packe das mitgebrachte Picknick aus. Besser hätte ich es nicht treffen können und ich bin baff vom Ausblick.
Der Aufstieg auf den Gnipen – die Direttissima (T3)
Eine Alternativmöglichkeit, um auf den Rossberg mit dem Gnipen und Wildspitz zu gelangen ist der unglaublich spannende Wanderweg, der direkt unterhalb des Gipfelkreuzes rauskommt. Der Einstieg zum Wanderweg befindet sich direkt in der Nähe vom Eingang des Wildparks, so dass du entweder 15 Minuten entlang der Hauptstrasse vom Bahnhof aus läufst oder dich mit dem Bus zum Start bringen lassen kannst. Hier startet der sogenannte Zähniweg (10ni Weg), der durch eine auf die Felsen gesprühte 10 gut sichtbar ist. Entlang des Wanderweges werden wir noch unzählige dieser Felsblöcke sehen werden, die vom Felssturz stammen. Vor mir liegt nun ein Aufstieg von knapp 1000 Höhenmetern auf 3 Kilometer verteilt – es wird also steil werden!
Nachdem man kurz auf einem Pfad durch den Wald abgewichen ist, verläuft der Weg hauptsächlich in Richtung Norden. Nach ungefähr 350 Höhenmetern erreichst du den Verbindungsweg zwischen Gribsch und Oberspitzibüel und folgst diesem kurzzeitig nach Westen, bis man zum Wegweiser für Abbruch, Gnipen und Wildspitz gelangt. Während der Wanderung befindet man sich stets westlich der Schneise, die durch einen Bergsturz entstanden ist und seitdem allmählich von der Vegetation zurückgewonnen wird. Die Aussicht wird besonders ab einer Höhe von etwa 1100 Metern beeindruckend. Wenn man nach rechts schaut, sieht man die imposante, mehrschichtige Abbruchkante, während auch Blicke nach links zur Spitzbühlalp lohnenswert sind, da man sich dort auf der Abbruchkante einer prähistorischen Rutschung befindet.
Zwischendrin haben wir das Gefühl, entweder auf dem Mond oder inmitten einer Vulkanlandschaft gelandet zu sein. Festgetretene graue Erde liegt vor uns umgeben von gelblich und rötlich schimmernden Steinen. Der Weg verläuft weiterhin sehr steil und ziemlich direkt in Richtung Gipfelkreuz. An einer Stelle gelangen wir an eine leicht ausgesetzte Passage, wo es links steil bergab geht. Wer hier mit jüngeren Kindern unterwegs sein sollte, kann diese aber gut an die Hand nehmen. Der Weg ist herrlich abwechslungsreich und schlängelt sich um zahlreiche Felsen herum den Berg hoch mitten durch den Goldauer Bergsturz.
Unzählige Stufen erleichtern den Aufstieg und zwischendrin gibt es immer wieder hübsche Fotospots, sofern die Nebeldecke im Hintergrund auch mal aufreissen sollte.
Tipp: Der Wanderweg ist ein Geheimtipp wegen der seltenen Orchideen „Frauenschüeli“ (Frauenschuh), die hier gefunden werden können. Die Orchideen blühen im Sommer, so dass du deine Wanderung am besten im Juni planen solltest, um diese seltene Orchideenart bestaunen zu können.
Von hier ist es nicht mehr weit bis zum Gipfelkreuz (plus Sitzbank) des Gnipen. Dieses befindet sich jedoch nicht auf dem Gipfel, sondern steht etwas tiefer davon. Zum höchsten Punkt ist es aber nur noch ein Katzensprung über eine sanfte Wiesenkuppe. Der wunderbare Tiefblick nach Goldau lässt die vielen Schweisstropfen nach dem sehr steilen Aufstieg schnell vergessen. Man schluckt erstmal, wenn man hier oben genau oberhalb des Schuttkegels steht, der die Katastrophe von 1806 nur erahnen lässt.
Von hier oben gibt es nun diverse Möglichkeiten, um wieder ins Tal zu gelangen. Hier stelle ich dir 2 Varianten vor, mit denen du wieder ins Tal gelangen kannst. Beide Variante sind zeitlich gleich lang, bieten aber einen komplett anderen Abstieg.
Abstieg nach Unteraegeri über den Bergweg
Der Abstieg nach Unteraegeri ist mit 2:20 Stunden angeschrieben und teilt sich auf halber Strecke. Vom Berggasthaus geht es zuerst steil bergab durch den Wald und nur noch gelegentlich ist ein Schneefeld zu queren. Nach ungefähr 20 Minuten teilt sich der Weg – links geht es entspannt über ein paar Stufen weiter und rechts ist verheissungsvoll der Bergweg ausgeschildert. An dieser Kreuzung stand ich bereits beim Schneeschuhwandern, nahm damals aber den einfachen Weg, da ich bei Schnee nicht im (mir unbekannten) Bergweg laufen wollte. Der Weg beginnt mit einer Holztreppe und später entlang einiger Ketten den Berg hinab. Es ist nie extrem abschüssig oder schwierig zu laufen, da man sich bei Bedarf perfekt an der Kette festhalten kann. Auch mit bergerfahrenen Kindern ist dieses Stück gut zu meistern.Es folgt das Highlight des Weges – eine kühn angelegte Treppenkombination, die um einen Fels herumführt und ungefähr 20 Meter überwindet.
Im unteren Teil ist zusätzlich noch eine Kette als Handlauf verlegt – alles ziemlich gut machbar. Viel zu schnell ist dieses spannende Stück dann schon vorbei und es folgt der Abstieg in Zickzackwegen durch den Wald.
Unten angekommen muss der Wanderer nun noch für knapp 4 Kilometer an der Strasse entlanglaufen – ein wirklich mühsames Stück, das leider nicht abgekürzt werden kann und wo auch leider keinerlei Bus fährt. Es gibt hier zwar einen Parkplatz, aber dann kann die Tour nur als Rundtour, nicht aber als Überschreitung geplant werden. So stapfe ich etwas missmutig zum 2. Mal durchs Industriequartier (bei der Schneeschuhtour hatte mich dieser Abschnitt auch bereits ziemlich genervt). In Unteraegeri fährt dann halbstündlich der Bus nach Zug und wer diesen gerade verpasst hat, kann noch ein wenig im Supermarkt shoppen, der sich direkt an der Bushaltestelle befindet.
Abstieg via Halsegg nach Sattel
Wer möchte, kann vom Gipfel des Wildspitz auch nach Sattel absteigen. Diese Variante ist technisch weniger anspruchsvoll und hat einen langen, steilen Abstieg vom Berggasthaus Halsegg, der doch ziemlich in die Knie geht.
Vom Gipfel des Wildspitz führt der Weg anfänglich steil bergab, später dann wieder leicht bergauf am Hang entlang. An einem kurzen Stück ist eine Kette montiert, um den Abstieg zu erleichtern. Man muss an einigen Stellen schon darauf achten, wo man den Fuss hinsetzt, aber der Weg ist weder ausgesetzt noch abschüssig.
Nach einer kleinen Extraschlaufe (um den Fels zu umrunden) erreichst du bald das Berggasthaus Halsegg mit seiner riesigen Kuhglocke, die zwischen 2 Tannen hängt. Von hier führt ein extrem steiler Weg direkt bergab nach Sattel oder aber eine gemächlichere, 10 Minuten längere Variante. In Sattel endet der Weg in einem Wohngebiet – von dort ist es nicht mehr weit bis zum Bahnhof. Achtung: Wer wie wir noch den alten Bahnhof kennt, sollte sich nicht wundern, dass hier nichts mehr los ist. Mittlerweile wurde ca. 500 Meter entfernt ein neuer Bahnhof gebaut, an welchem die Züge nun halten.
ECKDATEN
Dauer | 5 Stunden |
Höhenunterschied | ↗ 1114m↘ 898m |
Länge | 15.2 km |
Schwierigkeit | Mittel, T2 |
Lage | Kanton Schwyz |
Genaue Route | Arth-Goldau – Gnipen – Wildspitz – Unteraegeri |
Tour durchgeführt im | Februar 2024 |
Geeignet für Kinder | Ab ca. 6 Jahren, sofern die Ausdauer für diesen langen Aufstieg besteht. Weg ist nie anspruchsvoll, aber lange steil ansteigend. |
Buchempfehlung | Wanderführer: Vierwaldstättersee und Umgebung |