Schneeschuhtour in der Urner Bergwelt: Von Eggberge nach Ruogig
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WT2
2:30
5.4km
426m
146m
Nov-Mär
Die Schneeschuhwanderung von Eggberge nach Ruogig ist eine Tour, die Abgeschiedenheit, grandiose Aussichten und eine beeindruckende Winterlandschaft vereint. Ich starte meine Wanderung an einem sonnigen Novembertag und treffe unterwegs nur auf wenig andere Tourengeher – perfekte Bedingungen, um die Stille und Schönheit der Urner Alpen zu genießen. Die Schneedecke ist dünn, aber knapp ausreichend für Schneeschuhe und unterwegs treffe ich heute auf viele Winterwanderer. Eine sehr lohnenswerte Tour in einer eher unbekannten Ecke der Schweiz – perfekt, wenn man eher alleine unterwegs sein möchte!
Der Start: Sonnenterrasse Eggberge
Die Reise beginnt in Flüelen, wo die Seilbahn mich gemütlich hinauf zu den Eggbergen bringt. Schon während der Fahrt begeistert der Ausblick auf den weiten Urner Talboden und die majestätischen Berge ringsum. Ein besonderer Moment ist, wenn die Seilbahn durch die dichte Nebelschicht gleitet und unerwartet einen klaren, strahlend blauen Himmel enthüllt. Die Eggberge, eine sonnenverwöhnte Geländeterrasse, liegen unterhalb des Rophaien und Schön Chulm und bieten ein ideales Basislager für meine Tour. Oben angekommen, umfängt mich eine ruhige, verschneite Landschaft, die mich sofort in ihren Bann zieht.
Während meiner Ausbildung zur Schneeschuhleiterin habe ich diese Tour schon einmal absolviert – damals jedoch bei Nebel, der kaum Ausblicke zuließ. Die beeindruckende Landschaft hat mich dennoch so sehr begeistert, dass ich die Wanderung unbedingt bei sonnigem Wetter wiederholen wollte.
Die Tour beginnt am besten mit einer Einkehr im urgemütlichen Hotel Restaurant Eggberge, welches in der Zwischensaison aktuell jedoch geschlossen sind. Ich starte direkt an der Bergstation und orientiere mich an den pinken Wegweisern, die mich sicher durch die Landschaft führen. Es gibt von hier 2 markierte Schneeschuhtouren – ich wähle diejenige, die direkt hinterm Restaurant Eggberge nach rechts führt. Beim nächsten Besuch werde ich die Tour auf der linken Seite (unterhalb des Skilifts wählen) und davon berichten.
Die Schneeschuhe schnalle ich heute erst nach einer Viertelstunde an, da die Schneedecke immer wieder unterbrochen ist. Sie sind zwar nicht zwingend notwendig, aber sie geben mir Stabilität und verhinden ein Einsinken in den Schnee. Der markierte Schneeschuhpfad führt mich zunächst durch ein abwechslungsreiches Gelände. Die ersten Höhenmeter ziehen sich durch lichte Wälder und bald öffnet sich der Blick auf die Urner Alpen.
Der Aufstieg zur Hüenderegg
Der Weg zur Hüenderegg ist das anspruchsvollste Stück der Tour. Über 400 Höhenmeter sind auf diesem Abschnitt zu überwinden. Der Pfad windet sich über kleine Anhöhen und durch weite Schneeflächen. Ich komme hier schon ein wenig ins Schwitzen, aber es liegt wohl eher an der Sonnenexposition, so dass ich nach und nach eine Kleidungsschicht ablegen kann.
Nach gut anderthalb Stunden erreiche ich die Hüenderegg – ein fantastischer Aussichtspunkt. Der Blick reicht von den majestätischen Gipfeln des Uri Rotstocks bis hinunter zum glitzernden Urnersee. Besonders beeindruckend sind das Schärhorn und die Gross Windgällen, die sich stolz in den strahlend blauen Himmel erheben. Ich gönne mir eine Pause, genieße die wärmenden Sonnenstrahlen und lasse die Umgebung auf mich wirken.
Es fühlt sich nicht richtig nach einem Gipfelerfolg an, da der Anstieg doch eher mässig war. Umso beeindruckender ist das Panorama, da der Gipfel hoch und frei steht und einen weiten, ungehinderten Rundumblick ermöglicht.
Es war definitiv lohnenswert, diese Tour ein zweites Mal zu erleben, obwohl ich normalerweise jede Wanderung nur einmal mache – meine Liste an Zielen ist schließlich lang genug;-) Der Blick von hier oben ist unglaublich und man befindet sich bereits nach diesem kurzen Aufstieg mitten in der Bergwelt.
Auf dem Gipfel ist heute sogar ein wenig etwas los und zahlreiche Winterwanderer erklimmen den Gipfel. Neben Schneeschuhtouren befinden sich auch mehrere Winterwanderwege in dieser herrlichen Gegend.
Der Abstieg: Über das Fleschseeli nach Ruogig
Nach der wohlverdienten Rast auf der Hüenderegg beginne ich den Abstieg in Richtung Ruogig. Der Weg führt über einen malerischen Bergkamm, der sich in einem weiten Bogen hinunterzieht. Die Landschaft zeigt sich hier von ihrer abwechslungsreichsten Seite: Sanfte Schneeflächen wechseln sich mit felsigen Abschnitten ab, und immer wieder ergeben sich neue Perspektiven auf das Schächental und die umliegenden Gipfel.
Bald erreiche ich das idyllische Fleschseeli. Eingebettet in die verschneite Landschaft wirkt der kleine See fast wie ein Gemälde. Ich mache einen kurzen Abstecher zum Ufer, wo die spiegelnde Oberfläche des Sees einen herrlichen Kontrast zu den weißen Hängen bietet.
Nach dem Fleschkiosk führt der Weg am zugefrorenen Flesch-Seeli entlang und macht einen kleinen Bogen, bis er rechts abbiegt. Links führt der Weg hoch zur Lidernenhütte (nächster Eintrag für meine Bucket-Liste), der jedoch heute nicht gespurt ist. Ich komme zu einer kleinen Anhöhe, an welcher 2 markierte Schneeschuhpfade abzweigen. Ich wähle den linken, der mich in leichtem Auf und Ab durch einen kleinen Wald führt – eine kleine Spielerei mit einer kleinen Bank zwischendrin, die zur nächsten Pause lockt. Der Weg stösst nach einer Weile auf den eigentlichen Schneeschuhpfad, der unterhalb der steil aufragenden Berge entlangführt.
Der nun folgende Abschnitt befindet sich unterhalb steiler Hänge und ist lawinengefährdet, wenn man zu nah an die Hänge gelangt. An dieser Stelle also keine Pause einlegen und immer ein Auge auf die Lawinensituation haben. Der markierte Pfad verläuft mit ausreichendem Abstand, aber man sollte hier trotzdem aufmerksam sein. Wer das vermeiden möchte, nimmt den unteren der beiden Wege.
Ich erreiche Chalberweid, eine kleine Ansammlung von Alphütten, und lege dort meine wohlverdiente Mittagspause ein. Es ist herrlich, in der Sonne zu sitzen und die Bergwelt zu geniessen!
Ab hier verläuft ein gut präparierte Winterwanderweg bis nach Ruogig, der parallel zum Hang verläuft. Gelegentlich kommen mir Winterwanderer entgegen, aber meist bin ich komplett alleine unterwegs.
Bei meiner letzten Tour haben wir in Ruogig die Seilbahn ins Tal genommen. Da ich aber heute früh gestartet bin, habe ich noch ausreichend Zeit, um die Tour zu verlängern. Das Tolle am Schächental ist, dass es hier unzählige Seilbahnen hat, die alle auch in der Nebensaison geöffnet sind, so dass man seine Tour unglaublich flexibel gestalten kann. Alle sind mit einem Kombiticket erreichbar, welches ich in Eggberge gekauft habe. Mit diesem kann ich mit einer der 4 Bahnen wieder bergab fahren.
So komme ich an mehreren Bergbeizlis vorbei, an einer (aktuell geschlossenen Käserei) und wandere durch Siedlungen mit Ferienhäusern, die eine sehr eindrückliche Architektur haben (ich liebe Panoramafenster!). Ich empfehle den kleinen Abstecher zum Aussichtspunkt Alafund (kurz hinter der Alpbeiz Ober Alafund), dessen Gipfel innerhalb von 5 Minuten erreicht ist und tolle Tiefblick aufs Urnertal bietet.
Mittlerweile laufe ich entlang des Schächentaler Höhenwegs und seit der der Seilbahn Ruogig habe ich die Schneeschuhe auf den Rucksack geschnallt. Der Weg verläuft unschwierig in leichtem Auf und Ab und ist super zu laufen. Es hilft aber, Wanderstöcke mit Tellern dabeizuhaben, die beim Balancieren helfen.
Ich nähere mit der Seilbahn Ratzi und da ich noch rechtzeitig zurück nach Zürich kommen möchte, beende ich meine Wanderung hier. Es gäbe noch eine nächste weiter hinten im Tal, aber die Verbindung mit den Öffentlichen ist hier doch eher eingeschränkt. So nehme ich die knallrote Bahn ins Tal (sie startet, nachdem man im Tal angerufen hat) und habe dort gerade den Bus nach Altdorf verpasst. Ich befinde mich unterhalb der Nebeldecke und es ist ziemlich kalt. So entschliesse ich mich, noch ein paar Kilometer oberhalb der Strasse in Richtung Altdorf zu laufen, um nicht allzu sehr auszukühlen und steige dort in den Bus nach Altdorf ein.
Möchtest du weitere Schneeschuhwanderungen unternehmen? Ich habe eine Liste der schönsten Schneeschuhwanderungen in der Umgebung von Zürich zusammengestellt.
ECKDATEN
Dauer | 2:30 Stunden |
Höhenunterschied | ↗ 426m ↘ 126m |
Schwierigkeit | WT2 |
Länge | 5.4 km |
Lage | Kanton Uri |
Genaue Route | Eggberge – Hüenderegg – Fleschsee – Ruogig |
Tour durchgeführt im | November 2024 |
Geeignet für Kinder | Unbedingt. Mit Kindern ab ca. 8 Jahren geeignet. Technisch unschwierig, aber etwas Ausdauer im Aufstieg notwendig. |
Buchempfehlung für weitere Schneeschuhtouren in der Schweiz | Das grosse Schneeschuhtourenbuch der Schweiz |