Nationalpark Panoramaweg: 2-Tages-Wanderung zur Chamanna Cluozza
Silvie Kommentare 0 Kommentare
T2
07:00
15.9km
1630m
1333m
Jul-Okt
Kinderfreundliche 2-Tages-Wanderung im wilden Cluozzatal durch den Schweizer Nationalpark mit Start in Zernez. Übernachtet wird in der urigen Blockhütte Chamanna Cluozza, der einzigen SAC Hütte im Nationalpark. Am 2. Tag geht es von der Hütte mit zahlreichen Wildtiersichtungen zum Aussichtspunkt Bellavista und von dort hinab nach zum Ofenpass (Vallun Chafuol). Mit dieser Tour wandern wir 2 Tage entlang des Nationalpark Panoramawegs.
Steiler Aufstieg bereits zu Beginn der Wanderung
Wir sind mal wieder auf unserer jährlichen Familienwanderung unterwegs und unternehmen mit mehreren Familien eine 2-Tages-Wanderung. Wenn man mit Kindern unterwegs ist, kommt da schnell eine enorme Anzahl an Wanderern zusammen und so sind wir meist mit 20-30 Personen unterwegs. So wird bereits die Anreise per Zug zum Erlebnis – hat man doch einige der Freunde schon lange nicht mehr gesehen und staunt auch immer wieder, wie schnell die Kinder doch von Jahr zu Jahr wachsen!
In Zernez orientieren wir uns erstmal und folgen den Wanderwegweisern durchs Dorf in Richtung Ofenpass. Sehr bald werden wir auf die Hauptstraße geführt, welcher wir für ein paar Minuten folgen. Ja – wir sind hier immer noch richtig unterwegs und glücklicherweise zweigt der Weg bald ab und führt von der doch gut befahrenen Straße weg. Wir queren auf einer alten holzbedeckten Brücke über den Spöl. Sehr bald schon gewinnt der Weg an Steilheit und ich bin froh, dass ich den Kindern das Höhenprofil der Wanderung vorrangig nicht zeigen muss – wer weiß, ob dann alle immer noch so freudestrahlend mitkommen würden…
Der Aufstieg ist geschafft!
Und dann endlich öffnet sich der Blick aufs Cluozzatal und wir verlassen den Wald. Wir müssen ein Gebiet queren, welches immer wieder von Hangrutschen heimgesucht wird und der Weg demzufolge den Umständen entsprechend angelegt werden muss. Wir mahnen unsere Kinder zur Eile, um hier schnell durchzukommen. Der Weg ist zwar schmal, aber nie zu ausgesetzt. Trittsicherheit ist hier aber notwendig und jüngere Wanderer sollten hier an einigen Stellen der steilen Talflanken besser an die Hand genommen werden.
Die Laune der Kinder nimmt merklich zu, nachdem wir den Aufstieg geschafft haben und die Landschaft abwechslungsreicher wird. Bald erreichen wir den wild schäumenden Fluss Ova da Cluozza. Erschöpft von der Wanderung ziehen wir die Schuhe aus und tauchen die Füsse ins eiskalte Wasser. Hah – ist das herrlich! Am Fluss wäre auch der ideale Picknickplatz für die Mittagspause. Wir befinden uns hier mitten im Herzen des Nationalparks und ums umgibt eine wilde Landschaft.
Vom Fluss in wenigen Minuten hoch zur Chamanna Cluozza (1882m)
Nachdem wir die Brücke am Fluss überquert haben und unsere müden Glieder abgekühlt haben, nehmen wir den letzten Aufstieg des Tages in Angriff. Wir haben die Hütte bereits vor einer Weile erblickt, auch wenn sie gut im Wald versteckt liegt. So sind es nur noch wenige Minuten, bis wir das urgemütliche Blockhaus erreicht haben. Die romantische Chamanna Cluozza ist keine typische SAC-Hütte, sondern erinnert eher eine eine Holzhütte in Kanada. Die Hütte wurde ursprünglich für die ersten Parkwächter gebaut. Sie ist die einzige bewirtete Hütte im 1909 eröffneten Nationalpark und punktet mit kleinen Zimmern. Im Inneren der Hütte kommt man sich vor, als ob man ins letzte Jahrhundert versetzt wurde und das Holz knarrt bei jedem Schritt (und später auch bei jeder Bewegung im Bett). Der Lärmpegel in der Hütte ist demzufolge enorm, da sie damals ohne jegliche Lärmdämmung gebaut wurde und man jedes Wort vom Nachbarn in der Hütte hören kann.
Bemerkung: Die 110 Jahre alte Cluozza-Hütte wurde im Jahr 2021 sanft saniert und ein turmartiger Neubau bietet neu Platz für die Mitarbeiter. Sie ist mit knapp 4000 Übernachtungen eine der meistfrequentierten Hütten im Alpenraum – also rechtzeitig reservieren!
Direkt von der großzügigen Hüttenterrasse kann man unzählige Tiere beobachten. Bei dieser Wanderung lohnt es sich wirklich, einen Feldstecher mitzunehmen. Wer keinen dabei hat, kann sich einen vom Hüttenteam ausleihen.
Das Innere der Hütte ist urgemütlich eingerichtet und wir werden wie immer hervorragend verköstigt. Nachts sind Ohrenstöpsel von Vorteil, da man wirklich jedes Geräusch im sehr hellhörigen Haus vernehmen kann.
Am nächsten Tag unserer Wanderung meint es das Wetter gut mit uns und der graue Himmel vom Vortag zeigt sich heute strahlendblau. Wir müssen jedoch zuerst der Nebeldecke entkommen – die Hütte befindet sich heute nämlich mit ihrer Lage in genau dieser. Es steht der Aufstieg zum Murtersattel durch Lärchen- und Föhrenwälder bevor.
Der Weg ist überwiegend schmal, aber sehr gut angelegt und auch mit jüngeren Kindern gut zu meistern. Im oberen Abschnitt gibt es jedoch ein etwas anspruchsvolleres T3-Stück, welches aber durchgehend mit einem Seil gesichert ist.
Nachdem wir die Höhenmeter des Tages geschafft haben, werden wir mit einem unglaublichen Panoramablick ins Münstertal und bis nach Südtirol belohnt! Landschaftlich ist der 2. Tag der Wanderung für uns eindrücklicher als der Vortag – was aber auch am Wetter liegen kann. Wir werden von anderen Wanderern auf eine Gruppe von Steinböcken, Gemsen und auch Hirschen aufmerksam gemacht, die in der Ferne am Hang äsen. Wir holen die Ferngläser heraus und beobachten die eindrucksvollen Tiere. Der Nationalpark ist bekannt für die hohe Wahrscheinlichkeit von Tierbeobachtungen.
Nach einer sehr ausgiebigen Pause nehmen wir den teilweise steilen Abstieg über Plan dal Poms und später dann durch Wald in Angriff.
Wir erreichen eine weitere, sehr hohe Brücke in der Spölschlucht. Danach geht es steil bergauf zum Vallun Chafuol (Parkplatz 3) am Ofenpass. Von hier nimmt uns das stündlich verkehrende Postauto zurück nach Zernez.
Tipp: Erkundige Dich immer vorher über den Zustand der Wanderwege, da diese nicht immer begehbar sind. Die Hütte sollte frühzeitig reserviert werden – vor allem an Wochenenden.
Wer länger im Nationalpark unterwegs sein möchte, sollte sich unbedingt mal den Nationalpark-Panoramaweg anschauen. Dieser ist mittlerweile auch auf meiner To-Do-Liste gelandet!
Bist Du an weiteren kinderfreundlichen Wanderungen zu SAC-Hütten interessiert? Komm mit uns mit – wir haben bereits unzählige mit unseren Kindern gemacht – häufig als 2-Tages-Wanderungen!
ECKDATEN
Dauer | 7 Stunden (3:45 Stunden Tag 1, 3:15 Stunden Tag 2) |
Höhenunterschied | ↗ 1630m↘ 1333m |
Länge | 15.9 km |
Schwierigkeit | Überwiegend einfach T1-T2, kurzzeitig T3 |
Lage | Kanton Graubünden |
Genaue Route | Zernez – Chamanna Cluozza – Plan Praspöl |
Tour durchgeführt im | August 2019 |
Geeignet für Kinder | Das jüngste Kind unserer Gruppe war 6 Jahre alt. Wander- und Bergerfahrung notwendig, da kurzzeitig ausgesetzt. |
Buchempfehlung für weitere kinderfreundliche Hüttenwanderungen in der Schweiz | Erlebnisreiche SAC-Hütten: Bergabenteuer für Familien |