Calanda Überschreitung (2804m): So meisterst du die anspruchsvolle Bergtour

Calanda Überschreitung (2804m): So meisterst du die anspruchsvolle Bergtour

trekking

T5

08:00

11.5km

1200m

1200m

Jul-Okt

Das Überqueren des drei Kilometer langen Grats vom Berger Calanda über  Rossfallenspitz und den Felsklotz namens Napoleon bis hin zum Haldensteiner Calanda ist ein Abenteuer in einem selten begangenen, anspruchsvollen Gelände (ZS-Gelände). Die Überschreitung zählt zweifellos zu den herausragenden alpinen Wander- und Klettertouren, die das Rheintal zu bieten hat. Dieser Grat besteht aus steilen Platten, Felsen, erdig-grasigen und schuttbedeckten Abschnitten und bietet nicht nur beeindruckende Ausblicke in die Tiefe, sondern erfordert auch Improvisation bei der Navigation.

calanda_ueberschreitung_
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Wie jedes Jahr unternehmen wir eine Tour mit unseren Lieblingsbergführer. Aufgrund des schneearmen Winters und der damit verbundenen schwierigen Situation in den Bergen im Hitzesommer 2022 schlägt er uns die Calanda-Überschreitung vor. So treffen wir ihn morgens am Bahnhof und fahren von dort gemeinsam mit dem Auto hoch zur Vazer Alp. Die steile Fahrstrasse benötigt eine Bewilligung, welche per SMS bestellt werden kann (kleines Kästchen rechts neben der Strasse mit Details). Auf der Alp stellen wir das Auto auf einem grossen Parkplatz ab und starten von dort in Richtung Rossfallenspitz (T4).

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Über Wiesen und einem Weidehang geht es in freier Routenwahl auf den Berger Calanda. Während es anfangs noch über Blumenwiesen geht, wird es bald felsiger und es kommen die ersten plattigen Felsen. Diese umgehen wir unterhalb auf der linken Seite (oben lang wäre laut Wegbeshreibung ein T6-Abschnitt). Auf Schrofengelände geht es zum riesigen Gipfelkreuz. In der Ferne erspähen wir sogar einen Steinbock, der uns neugierig beobachtet.

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Hinter dem Rossfallenspitz geht es dann so richtig zur Sache:  Wir steigen über einen Plattengrat in die nächste Lücke und überqueren eine grasbewachsenen Zwischengipfel. Zwischendurch sind immer wieder Wegspuren zu sehen, aber es ist sicherlich sehr hilfreich, sich eine ausführliche Wegbeschreibung mitzunehmen, wenn man das erste Mal hier oben ist. Wir laufen angeseilt weiter und bewegen uns vorsichtig vorwärts.

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Die Schlüsselstelle kommt für uns kurz nach dem Rossfallenspitz, als wir auf einer steil abfallenden Platte auf Reibung stehen müssen. Es ist ziemlich luftig unter uns , aber der Fels hält gut. So bewegen wir uns immer entlang des Grats.Wir steigen auf einer markanten Scharte im Grat und steigen ca. 15 m lange Rinne ab. 

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Wir stehen nun unterhalb des Napoleons und umrunden diesen rechts auf mehr oder weniger ausgeprägten, aufwärts führenden Bändern.

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Wir stehen nun unterhalb des Napoleons und umrunden diesen rechts auf mehr oder weniger ausgeprägten, aufwärts führenden Bändern. Die Routenwahl ist aber hier wohl ziemlich frei und es führt kein eindeutiger Weg empor.

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Wir erreichen das Gipfelkreuz des Napoleon, legen eine Pause ein und schauen uns neugierig das Gipfelbuch an. Dieses ist aus dem Jahr 1955 und unser Bergführer entdeckt sogar den Eintrag eines Freundes seines Vaters aus dem 60er Jahren. Ich habe noch nie so ein altes Gipfelbuch in den Händen gehalten und die wenige Einträge zeigen auf, wie selten der Gipfel bestiegen wird. Wir fühlen uns auf dem „Napoleon“ wie der Feldherr auf dem Schlachtfeld der uns umgebenden zackigen Bergwelt.

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Am Gipfel sind Absteilstände eingerichtet (2x 12m) und das Abseilen ist unproblematisch. Klettertechnisch kommt nun der Leckerbissen des Tages – ein auffährtsführender schmaler Felsvorsprung. Dieser ermöglicht das Überqueren der glatten Wand. Obwohl es auf den ersten Blick beängstigend aussieht, ist es überraschenderweise dank guter Griffe und Tritte leicht zu bewältigen (Schwierigkeitsgrad II).

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Auf den letzten Metern vorm Gipfel folgt einfaches Gehgelände, teilweise über Blockgestein – ein wahrer Genuss! Am Gipfel angekommen hat uns der Nebel eingeholt – wir hatten schon den gesamten Tag immer wieder Nebelschwaden hochwabern sehen. Ich kenne den Calanda-Gipfel bereits von einer Wanderung (von der Vazer Alp via Calanda-Hütte), so dass ich den Ausblick damals bereits geniessen durfte. Während der hinter uns liegende Grad im Nebel versinkt, haben wir immerhin einen fantastischen Blick in die andere Richtung und feiern am Gipfelkreuz unsere erfolgreiche Überschreitung!

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Das Gipfelbuch auf dem Calanda ist erwartungsgemäss nicht so alt und auch gut gefüllt – ist der Gipfel doch auch ein beliebtes und sehr lohnenswertes Wanderziel. Vom Gipfel folgen wir einem gut erkennbaren Wanderweg in einen breiten Sattel. Der Weg ist anspruchsvoll, aber immer breit genug, um nicht furchterregend zu sein. Eine letzte Kraxelstelle ist zu bewältigen und bald schon erblicken wir ein riesiges Steinmännchen.

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Der Nebel hat sich mittlerweile verzogen und wir erblicken den kompletten Grat, den wir gerade überschritten haben – wie eindrücklich der doch aus dieser Perspektive aussieht!

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Es folgt ein langer und sehr steiler Abstieg in Richtung Calandahütte. Der Weg führt in zahlreichen Kehren den grasbewachsenen Berg hinab und ist eine wahre Geduldsprobe, wenn man die Müdigkeit bereits in den Beinen spürt. Da wir die Hütte alle bereits zuvor besucht haben, lassen wir sie heute aus und steigen direkt zum Parkplatz ab. Auch wenn man denkt, dass die Vazer Alp hinter der nächsten Kuppe bereits zu sehen ist, täuscht man sich doch und ein wirklich langer Abstieg gilt es zu bewältigen. Endlich erreichen wir das Auto und können unsere müden Glieder ausruhen. Was für eine eindrückliche Tour!

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ECKDATEN

Höhe2805 m
SchwierigkeitT5+
Längeca. 8h
LageUntervaz, Kanton Graubünden
Tour durchgeführt imAugust 2022
Zustieg abVazer Alp

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