Früh am Morgen werden wir von einem fantastischen Sonnenaufgang geweckt! Nur kurz die Fenster im Schlafsaal geöffnet und schon tauchen die ersten Sonnenstrahlen die Terrasse in ein warmes Licht. Ich liebe diese friedliche Morgenstimmung, wenn der Tag gerade erst beginnt und die Natur erwacht.
Wir lassen uns ein vorzügliches Frühstück im gemütlichen Essenssaal schmecken und machen uns dann auf den Weg in Richtung Antheme-Hütte. Die nun folgende Strecke ist etwas monoton – wie laufen auf ebener Fläche auf einem breiten Weg am Berg entlang. Der Wanderweg führt in riesige Kehren am Berg entlang und nach jeder Kurve kommt die nächste. Allerdings ist der Blick auf den Genfersee von hier aus wirklich eindrücklich. Immer wieder kommen wir an grasenden Kühen vorbei und wir sehen am Wegesrand kunterbunte Raupen.
Wir nähern uns langsam der privat geführten Anthème-Hütte und die Landschaft ändert sich schlagartig. Wir erhaschen die ersten eindrücklichen Blicke auf das Midi-Massif, welchem wir heute noch viel näher kommen werden. Die Cabane d’Anthème schmiegt sich perfekt an den Berg und ist durch ihre geringe Höhe von der Rückseite kaum zu erkennen.
Auf der Hütte werden wir vom Hüttenwart sehr freundlich empfangen und wir plaudern ein wenig. Um etwas zu bestellen, geht man direkt in eine uralte Küche, wo tolle Törtchen hervorgezaubert werden. Wenn man einen Blick auf die Bildergalerie der Hütte wirft, scheinen mit Blüten dekorierte Kuchen, Törtchen und Desserts die Spezialiät des Hauses zu sein.
Die Hütte am Fuß der Steilwände der Haut Cime bietet 35 Schlafmöglichkeiten in grosszügigen Schlafsälen und Toiletten in den Räumen. Im Sommer gibt es eine Bademöglichkeit am idyllisch gelegenen See in unmittelbarer Hüttennähe oder aber eine kalte Dusche in der Hütte. Von der Hütte hat einen Blick auf die Portes du Soleil.
Nach einer stärkenden Pause laufen wir am spiegelglatten See vorbei – die Farben sind umwerfend und bieten tolle Fotomotive!
Schon bald nähern wir uns dem Pas d’Encel. Über diesen haben wir bereits viel gelesen und uns auch deshalb für eine Tour entgegen des Uhrzeigersinns entschieden. Dieser soll im Aufstieg nämlich viel einfacher zu meistern sein. Wir können diesen bereits aus der Ferne erblicken und wie immer fragt man sich, wie man da wohl jemals hochkommen wird. Bis wir aber dort ankommen werden, haben wir noch etwas Zeit und wir laufen an Wasserfällen vorbei, über eine Hängebrücke und in eine immer wilder werdende Landschaft. Wir sind restlos begeistert und für uns beginnt die eigentliche Tour nach dem gestrigen Aufwärmtag und den vielen Kehren am Morgen in diesem Tal.
Und dann erreichen wir die Schlüsselstelle des heutigen Tages. Der Weg verläuft anfangs schmal entlang eines Hangs – ist aber immer breit genug. Diese Etappe benötigt allerdings unbedingte Trittsicherheit. Jüngere Kinder sollten hier unbedingt an die Hand genommen werden. Es folgt ein mit Ketten gesichertes steiles Stück, um eine Felsstufe zu überwinden. Dies ist für uns der spannendste Teil und macht wirklich Spass. Vorsicht ist jedoch bei einigen feuchten und rutschigen Steinen geboten, die überwunden werden müssen. Für mich persönlich war die Querung des Hangs auf schmalen Weg anspruchsvoller als das mit Ketten gesicherte Stück. Uns kommen glücklicherweise nur wenige Wanderer entgegen – vor allem auf dem Hang ist das Queren etwas kompliziert. Letztendlich aber hat diese Schlüsselstelle für uns keinerlei Schwierigkeit bedeutet und man hätte es auch gut im Abstieg meistern können. Bei nassem Wetter würde das ganze natürlich ganz anders aussehen und dann würde sich die Schwierigkeit merklich erhöhen!
Nachdem wir die Stufe erklommen haben, geht es flach auf einer Hochebene entlang eines kleinen Flüsschens weiter bis zur Hütte. Wir legen noch eine letzte Trinkpause ein, da noch ein paar Höhenmeter zu bewältigen sind. Auch wenn wir unser Gepäck optimiert haben (meine Packliste kannst Du hier nachlesen) und wir mit leichten Rucksäcken unterwegs sind, ist spürbar, dass wir schon den ganzen Tag unterwegs sind und die Müdigkeit macht sich in unseren Körpern bemerkbar.
Bald schon ist die Cabane de Susanfe sichtbar, welche abgeschieden im Vallon de Susanfe liegt. Die einfache Steinhütte bietet 71 Schlafplätze in Schlafsälen. Bei der Hütte treffen gleich mehrere Weitwanderwege aufeinander, so dass hier ordentlich was los ist. So treffen nicht nur unsere Tour des Dents du Midi, sondern auch die Tour du Ruan und die Tour des Dents Blanches – und schon hat man wieder 2 neue Ideen für zukünftige Wanderungen;-) Die Hütte bietet zwar erwartungsgemäss keinen Duschen, dafür aber kaltes Wasser, saubere Toiletten (die außerhalb der Hütte liegen und deren Weg nachts toll beleuchtet ist) und eine Möglichkeit, das Handy zu laden.
Wir werden unglaublich freundlich empfangen und bestellen sogleich eine Suppe und natürlich ein dickes Stück Hüttenkuchen. Dies ist eine Hütte, bei welcher man sich so richtig wohlfühlen kann und stundenlang das Panorama von der Hüttenterrasse genießen kann. Auch die Hüttenumgebung lädt zum Herumstöbern ein und bietet immer wieder eine Gelegenheit für das eine oder andere Foto.
Am Abend werden wir noch mit einem tollen Sonnenuntergang belohnt, bevor wir dann erschöpft und müde in einen tiefen Schlaf fallen.
Auberge de Chindonne – Pas d’Encel – Cabane de Susanfe
Tour durchgeführt im
August 2019
Geeignet für Kinder
Wegen der Länge würde ich diese Etappe nicht für Kinder empfehlen. Mit älteren und motivierten Kindern ist es natürlich möglich, der kurze Aufstieg zum Pas d’Encel ist technisch anspruchsvoll, aber gut gesichert.