Der letzte Tag unserer Wildhorn-Umrundung verspricht der spannendste zu werden. Der Col des Audannes ist wirklich abenteuerlich, aber super gesichert. Auch der Grat Arête de l’Arpilles wird Dein Herz höher schlagen lassen und verlangt nochmals volle Konzentration.
Nach einer erstaunlich guten Nacht in der Hütte (trotz vollbesetztem Massenschlag) werden wir mit einem tollen Sonnenaufgang überrascht. Somit dauert es etwas länger, bis wir nach dem Frühstück endlich loslaufen können.
Wir sind früh am Morgen fast alleine unterwegs in Richtung Col des Audannes. Die Sonne steigt langsam hinter den Bergen auf und taucht die Landschaft in ein weiches Licht.
Wir laufen über ein letztes verbleibendes (unschwieriges) Schneefeld, bevor wir Richtung Col wandern. Meine Wanderfreundin hat sich schon die ganze Zeit Steinböcke gewünscht und plötzlich steht eine 3-köpfige Steinbock-Familie genau vor ihr!
Mühelos queren sie den gerölligen Hang und geben uns ausreichend Zeit, sie zu beobachten. Somit werden wir etwas vom steilen, aber kurzen Aufstieg abgelenkt.
Oben am Col angekommen eröffnet sich uns ein grandioses Panorama. Da jedoch das anspruchsvollste Stück des Tages direkt vor uns liegt und wir es hinter uns bringen wollen, verzichten wir auf eine Pause. Und los geht es!
Anfänglich steigen wir über unzählige Leitern nach unten. Hui, ist das kalt an den Fingern – da hätten wir doch glatt Handschuhe anziehen können.
Nach den Leitern folgt ein Stück mit einem Seil, welches als Handlauf dient. Zusätzlich sind Metallbügel als Stufen im Geröllhang befestigt.
Wir hatten vorher Fotos vom Mountainbikern gesehen, die ihre Bikes auf dem Rücken hier hochtragen. Dagegen erscheint unter Abstieg harmlos…
Nach diesem ersten Stück queren wir an einem ausgesetzten Hang, der teilweise gesichert ist. Von oben hören wir kleine Steine runterkommen und entdecken die Steinböcke, die auf uns herabschauen.
Wir überwinden einen 2. kleinen Pass und ab dort geht es nur noch bergab. Eine mit einem Seil gesicherte Steilstufe gilt es abzuklettern. Am Ende vom Fels ist zusätzlich ein ca. 20 Meter langes Seil befestigt.
Sobald das Seil zu Ende ist, geht es nur noch sehr steil im Geröll bergab. Der Weg ist gut ausgetreten und auch gut angelegt. Mir bereitet die Steilheit jedoch so ihre Mühe – vor allem, da wir im Steinschlaggelände sind und es ziemlich lange sehr steil bergab geht. Voll konzentriert überstehen wir dieses Stück und sind ca. 45 Minuten nach dem Pass endlich unten angekommen. Hier gönnen wir uns erstmal eine kleine Pause.
Es folgt ein flaches Stück in einer Hochebene und der letzte Aufstieg des Tages hoch zum Arête de l’Arpilles liegt vor uns. Oben führt eine Abzweigung auf einem T4-Weg über den Arpelistock zur Geltenhütte.
Wir hatten nicht damit gerechnet, was dann folgt. Auf der Wanderkarte hatten wir zwar gesehen, dass wir auf einem Grat laufen müssen, aber dass dieser so schön ist – damit hatten wir nicht gerechnet! Es ist ziemlich viel los hier, da am Ende vom Grat ein Wanderparkplatz ist und wir auch an einem Sonntag bei tollem Wetter unterwegs sind.
Der Grat ist wunderschön, wenn auch ausgesetzt und bietet landschaftlich eine wahre Pracht fürs Auge! In der Ferne sehen wir bereits das Ziel unserer heutigen Tour und damit auch das Ende der Umrundung – den Sanetsch-Stausee.
Das Stück zwischen Wanderparkplatz und Stausee verläuft auf der Straße oder sehr nach an der Straße, so dass wir unser Glück (erfolglos) per Anhalter versuchen. Sobald wir am See angekommen sind, sind wir fasziniert, wie schön doch ein Stausee sein kann. Es führt ein Seerundweg um den ganzen See herum und bei einer Badestelle kühlen sich einige Wanderer im Wasser ab.
Am Ende vom Stausee kommen wir am gut besuchten Auberge Barrage du Sanetsch vorbei. Die letzten Meter zur Seilbahn sind schnell hinter uns gebracht und wir freuen uns über einen Platz in der Gondel. Am Nachmittag scheint es hier zum Stau zu kommen, da es sich um ein kleines Bähnli handelt. In der Gondelbahn kommen wir mit den anderen Gästen ins Gespräch und sind überrascht, als uns eine Mitfahrgelegenheit angeboten wird. Die Seilbahnstation ist nämlich 20 Minuten von der nächsten Bushaltestelle entfernt. Wir werden sogar bis Gstaad mitgenommen und steigen dort dann in den Zug zurück nach Hause.
ECKDATEN
Dauer
5:00 Stunden
Länge
13.6 km
Höhenunterschied
↗ 620m ↘ 1070m
Schwierigkeit
Anspruchsvoll, T3
Lage
Kanton Berner Oberland & Wallis
Genaue Route
Cabane des Audannes – Col des Audannes – Arête de l’Arpilles – Sanetsch-Stausee
Tour durchgeführt im
September 2021
Geeignet für Kinder
Ab ca. 12 Jahren wegen der Länge. Der Audannes-Pass ist anspruchsvoll, aber mit Leitern und Seilen gut zu absolvieren. Danach sehr steiler Abstieg im Geröllgelände. Der Grat Arête de l’Arpilles ist ausgesetzt und erfordert volle Konzentration.
Geeignet für Kinderwagen
Nein
Geeignet für Hunde
Müsste man bei den Treppen tragen.
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