Lange Wanderung durch unterschiedliche Landschaften vorbei an einem Felsweg, einer Prärieebene, Bergseen mit Eisschollen und einem riesigen Karstgebiet.
Nach einem wirklich tollen Frühstück in der Iffigenalp machen wir uns früh auf den Weg. Der heutige Tag verspricht eine lange Etappe. Schon am Vortag haben wir uns gefragt, wo der Weg verlaufen wird. Wir stehen nämlich von einer enormen Bergwand, die steil in die Höhe schiesst. Direkt daneben befindet sich eine nichtöffentliche Militärseilbahn, welche hoch zum Weisshorn führt. Sehnsüchtig schauen wir zu dieser, da sie uns doch etliche Höhenmeter erspart hätte. Im Nachhinein sind wir aber froh über diese Höhenmeter, da wir sonst einen extrem spannenden Abschnitt verpasst hätten.
Die steile Wanderung startet direkt an der Iffigenalp und führt anfänglich in zahlreichen Kehren durch ein Waldgebiet. Nachdem wir dieses verlassen haben, beginnt der spannende Teil der Wanderung. Kunstvoll wurde im 18. Jahrhundert für den Maultiertransport ein Wanderweg in den Fels geschlagen, welcher jedoch immer hervorragend gesichert ist. Der Weg ist breiter als erwartet und fast durchgehend mindestens 1 Meter breit.
Das morgendliche Licht der Sonne zaubert eine tolle Stimmung und beginnt langsam, die Bergwelt zu beleuchten. Wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Obwohl der Anstieg wirklich schweisstreibend ist, vergeht die erste Stunde wie im Flug. Vor uns liegt nun das anspruchsvollste Stück des Felsweges – eine Traverse, bei welcher Trittsicherheit gefragt ist.
Sobald wir die Schlüsselstelle passiert haben, beginnt ein einfacher Bergwanderweg zur Blattihütte. Hier oben zweigt der Wanderweg zur Wildstrubelhütte ab. Gerne hätten wir diese auch noch besucht, aber es wird zeitlich heute nicht reichen.
Gemütlich geht es nun über den Rawillpass weiter. Auch hier steht eine Schutzhütte. Die Gegend wirkt auf uns wie eine Prärie in Amerika und als schwarze Eringer Rinder auftauchen, kommen sie uns fast wie Büffel vor. Der Pass ist weniger ein Pass im herkömmlichen Sinne, sondern eine Hochebene zwischen dem Mittags – und Wetzsteinhorn. Der nun folgende Weg verläuft als einfacher, flacher Weg zum Plan des Roses, der sich perfekt für eine Pause und auch tolle Fotomotive eignet. Von hier ist der Übergang zur Audanne-Hütte beim Col des Eaux Froids sehr gut ersichtlich. Ja, da liegt noch einiges vor uns für den heutigen Tag.
Unzählige Blumen blühen am Wegesrand und machen den Aufstieg zu einem wahren Genuss. Viel zu schnell haben wir die Hütte erreicht.
Auch das Wildhorn ist zum ersten Mal sehr gut ersichtlich. Von diesem See aus könnte man zum Lac de Tseuzier absteigen.
Wir setzen unsere Wanderung fort und erhaschen immer wieder tolle Tiefblicke auf den türkis-schimmernden Stausee.
Der folgende Teil über riesige Karstfelder ist rot-weiss markiert, würde jedoch an einigen Stellen durchaus eine blau-weisse Markierung verdienen. Dieses Stück muss man hochkonzentriert gehen, ist aber bei trockenen Verhältnissen problemlos zu meistern. An den anspruchsvolleren Stellen helfen Metallstufen oder Seile und es hat unzählige Markierungen, um die Idealroute zu finden.
Wir nähern uns dem Lac de Tenehet, welcher in einer schattigen Mulde unterhalb vom Schnidejoch liegt. Er ist noch bedeckt von Schnee und Eis und gibt mit dem knallgelben Blumen ein tolles Fotomotiv.
Vor uns liegt nun der letzte Pass des Tages – Col des Eaux Froides. Dazwischen muss aber noch einige langgezogene Karrenfelder überwunden werden und dieser Weg hat es wirklich in sich. Höchstkonzentriert und langsam kommen wir voran und mein Herz klopft nicht nur wegen der Anstrengung schneller. Die Wanderstöcke haben wir schon lange versorgt, da wir nun beide Hände zum Kraxeln benötigen.
Es folgt ein grasiger Abschnitt und später dann ein typischer, unschwieriger Aufstieg durch Geröll. Beim Pass öffnet sich eine karge Mondlandschaft und die Hütte kommt bereits in Sicht.
Schnell steigen wir auf der anderen Seite steil ab und erreichen das letzte Stück der heutigen Wanderung. Wir durchqueren die doch eher öde Landschaft, welche später mit Hilfe von Brücken und Planken Bäche und Moore überquert.
Wir lassen den Lac des Audannes links liegen und nehmen den letzten Aufstieg hoch zur Hütte. Die privat geführte Hütte verfügt über 2 Schlafräumen und das Massenlager überrascht uns doch etwas. Heute werden wir mit ca. 25 anderen Wandern in sehr beengten Verhältnissen schlafen müssen. Auch diese Hütte bietet kulinarisch leider kein Erlebnis, aber das waren wir ja von den anderen beiden Tagen schon gewöhnt.
Iffigenalp – Plane des Roses – Lac de Tenehet – Cabane des Audannes
Tour durchgeführt im
September 2021
Geeignet für Kinder
Ab ca. 12 Jahren wegen der Länge. Weg ist anfänglich etwas ausgesetzt, aber gut gesichert. Das Laufen über die Karstfelder ist anstrengend und benötigt Ausdauer.
Geeignet für Kinderwagen
Nein
Geeignet für Hunde
Ja
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