Sehr spannender Hüttenzustieg zur SAC-Hütte Balmhornhütte, die von den Sektionsmitglieder bewartet wird. Der anspruchsvolle T3-Alpinwanderweg verläuft über lange Zeit exponiert, wird aber hervorragend von den Sektionsmitgliedern in Schuss gehalten und ist perfekt gesichert. Steil und ausgesetzt geht es über Treppen und entlang von Stahlseilen. Gegen Ende der Wanderung werden mehrere Gebirgsbäche auf Brücken überquert, bevor man sich auf der Hüttenterrasse ausruhen kann.
Ich starte die Wanderung direkt in Kandersteg. Wer möchte, kann sich die erste Stunde sparen und mit dem regelmäßig verkehrenden Wanderbus bis zum Berghotel Waldhaus fahren (Haltestelle Neubrücke/Waldhaus).
Der Weg führt anfänglich flach an der Kander entlang und ich laufe am International Scout Centre in Kandersteg vorbei. Die Anlagen sind riesig – hier sollen mehrere Tausend Scouts in unterschiedlichen Häusern und Campingplätzen übernachten können.
Bald schon zweigt der Weg Richtung Gasterntal ab und ich quere einen wild rauschenden Bach in einer eindrücklichen Schlucht.
Der Weg führt weiter bis ins Gasterntal und ich gelange zu einem Wald mit dem Berghotel Waldhaus. Das Berghotel Waldhaus ist eines der wenigen Hotels in der Schweiz ohne Elektrizität oder fliessendem Wasser. Somit können Nostalgiker bei Kerzenschein und Petroleumlampen ein typisches Schweizer Gericht (Raclette, Rösti oder Fondue) genießen.
Schon bald zweigt der Weg zur Balmhornhütte ab und ist ab hier mit 2 Stunden angeschrieben. Schon sehr bald gelange ich zur Wand, die von unten unüberwindbar scheint.
Es geht immer wieder über Holzstufen, vorbei an Stahlseilen und gelegentlich auch einer Befestigung auf der Talseite, so dass der Wanderer sich sicherfühlen kann. Die Mitglieder der Sektion haben hier wirklich tolle Arbeit geleistet. Überall hängt Werkzeug, so dass wohl auch regelmäßig am Weg ausgebessert wird.
Langsam schlängelt sich der Weg entweder in steilen Spitzkehren oder direkt an der Wand entlang immer tiefer ins Tal hinein. Der Weg ist atemberaubend schön – immer wieder muss ich anhalten, um Fotos zu machen.
Auch der Blick zurück zum Berghotel ist überaus reizvoll – vor allem an einem so schönen Tag wie heute!
An zwei Stellen sind sogar Besen befestigt – später finde ich heraus, dass an diesem Stellen häufig kleine Kieselsteine auf dem Weg sind und somit der Weg rutschig werden könnte. So kann der Wanderer diese wegfegen, bevor er/sie weiterläuft – was für eine coole Idee! Der Weg ist heute jedoch nicht mit Steinchen übersät, sondern eher noch feucht vom Vortag und auch vom ständig runtertropfendem Wasser. Somit ist auch bei gutem Wetter dieser Abschnitt mit Konzentration und auch der notwendigen Trittsicherheit zu laufen.
Und dann erblicke ich die Hütte zum ersten Mal am Horizont – sie thront unter dem wilden Balmhorn. Ich quere den ersten Bach und etwas weiter hinten erblicke ich auch hier oben die ersten Wasserfälle. Ab hier verläuft der restliche Wanderweg komplett entspannt weiter. In leichtem Bergauf laufe ich auf breiten, angenehmen Wanderwegen zur nächsten Brücke. Ab hier läuft man entlang eines Höhenweges und erreicht nach ca. 10 Minuten die Hütte.
Unglaublich freundlich werde ich vom Hüttenwartspaar begrüsst. Mir wird ein Tee und ein Guetsli gereicht und ich werde mit einer feinen Suppe verwöhnt. Beim Plaudern erzählen sie mir, dass ich seit 48 Stunden der erste Gast sei (die Tage davor hatte es geregnet) und sie für 6 Tage hier oben sind. Jede Woche kommen andere Sektionsmitglieder hierher und verwöhnen die Wanderer. Ich habe Glück und kann mich mit dem chilenischen Freund der Hüttenwartin unterhalten, der seit 10 Tagen zu Besuch in der Schweiz ist. Wann erhält man schon mal die Gelegenheit, sich mit jemandem zu unterhalten, der in Patagonien beheimatet ist?
Ich werfe einen Blick ins Innere der kleinen, urgemütlichen Hütte. Es hat 2 Schlaflager und noch weitere (Not-)Schlafplätze direkt im Essensraum. Gekocht wird mit Holz und Wasser erhält die Hütte vom nahegelegenen Gletscher.
Es ist so richtig gemütlich auf der Hüttenterasse und sogar das Plumpsklo strahlt mit dem berühmten Herz in der Tür einen Charme aus!
Der Abstieg verläuft auf dem gleichen Weg und mir kommen die ersten anderen Wanderer entgegen. Schön, dass heute noch andere die Hütte besuchen werden.
ECKDATEN
Dauer
5:00 Stunden (hin und zurück)
Länge
16.7 km
Höhenunterschied
↗ 892m ↘ 892m
Schwierigkeit
Anspruchsvoll, T3
Lage
Kanton Berner Oberland
Genaue Route
Kandersteg – Hotel Wildhaus – Balmhornhütte und retour
Tour durchgeführt im
September 2021
Geeignet für Kinder
Für bergerfahrene Kinder ab ca. 10 Jahren. Kinder müssen sich ca. 1 h konzentrieren können, solange der Weg exponiert und anspruchsvoll ist. Tour kann auf 3h verkürzt werden, wenn man den Bus ins Gastnertal nimmt.
Geeignet für Kinderwagen
Nein
Geeignet für Hunde
Für bergtaugliche Hunde. Es hat viele Treppen und einige abschüssige Platten.