Wanderung Tour des Dents du Midi: Tag 3 Cabane de Susanfe – Auberge de Salanfe
Silvie Kommentare 0 Kommentare
T3
05:20
12.3km
1106m
1276m
Jul-Okt
Am nächsten Morgen sind wir bereits früh unterwegs. Wir möchten versuchen, den Haut Cime zu besteigen oder aber alternativ zur Cabane des Dents du Midi aufzusteigen. So verlassen wir die Hütte bereits mit den ersten Sonnenstrahlen, die den Himmel rot einfärben.
So können wir im Schatten zum Susanfe-Pass aufsteigen und haben auch genügend Zeit für unsere Gipfelbesteigung. Der Haute Cime ist der höchste Berg der Dents-du-Midi. Wir hatten bereits viel über diesen Gipfel gelesen und vor allem dem Wahnsinnspanorama, welches man von oben hat. Wir wissen aber auch, dass der Aufstieg die Schwierigkeit T4 hat und nur bei gutem Wetter unternommen werden soll.
Beim Pass gab es eine kleine Schlafgelegenheit aus Steinen, die etwas Windschutz bot. Hier deponierten wir einen Teil unseres Gepäcks, da wir hier wieder absteigen würden. Auf dem Pass selbst war es sehr windig und man kommt sich wie auf dem Mond vor. Die Landschaft hier wirkt sehr abweisend und lebensfeindlich und wirkt wirklich skurril.
Die ersten 15 Minuten laufen wir entlang eines einfachen Weges. Bald schon wird es merklich steiler und rutschiger – 2 Schritte nach oben, einer wieder runter. Schon bald muss ich einsehen, dass dieser Weg nichts für mich ist. Ich würde wohl weiter aufsteigen können, habe aber Angst bei der Steilheit im Abstieg. Schweren Herzens entscheiden wir uns, umzukehren, bevor ich mich noch unwohler fühle. Nicht jeder Gipfel muss erklommen werden! Auch wenn dies sicherlich das Highlight unserer 4-Tages-Tour gewesen wäre, wollen wir nichts erzwingen. Wir haben nämlich noch eine hervorragende Alternative im Hinterkopf – und die ist für mich fast noch spannender! Es liegt nämlich eine SAC-Hütte in dieser Gegend, die nur schwer zu erreichen ist, aber perfekt zu meinem Herzensprojekt passt – ich möchte alle 152 SAC-Hütten der Schweiz besuchen. Da wir so früh unterwegs sind, wird sich das auch zeitlich ausgehen. Und da ich mit der besten Wanderfreundin unterwegs bin – macht sie natürlich sofort mit!
So folgen wir dem offiziellen Wanderweg und können schon bald den Lac de Salanfe aus der Ferne erblicken. Bald schon geht ein Wegweiser links vom Weg ab in Richtung Refuge des Dents du Midi. Der Wanderweg während der nächsten Stunde ist alles andere als bequem. Wir queren den Hang und gewinnen mehr und mehr an Höhe. Immer wieder kraxeln wir über Steinbrocken, steigen ein wenig ab, dann wieder hoch. Der Weg ist immer offensichtlich, aber ungemütlich für die Füsse. Nach ca. 1 Stunde ist die Querung beendet und wir erreichen den Wanderweg von der Salanfe-Hütte – diesen werden wir nachher im Abstieg nehmen.
Ab hier wird der Weg so richtig steil – unser Puls geht hoch und wir kommen ins Schwitzen. Eine Kehre folgt der nächste, eine steiler als die vorherige. Aber wir gewinnen immer mehr an Höhe und bald haben wir eine kleine Ebene erreicht. Diese ist von Schnee bedeckt, der aber sehr griffig ist und uns ein wenig Abkühlung bietet. Nach der Querung des Schnees steht ein letzter kurzer aber knackiger Anstieg bevor und dann endlich stehen wir auf dem kleinen Adlerhorst.
Der Blick auf die Dents du Midi und dem davorliegenden Gletscher ist atemberaubend und jeder Höhenmeter dieses Aufstiegs war es wert. Ich würde die Tour jederzeit wieder so durchführen – vor allem für diejenigen, die sich beim Aufstieg zum Haute Cime nicht wohlfühlen.
Die kleine Blechschachtel bietet 24 Schlafplätze. Gekocht wird über den Holzofen und die Schlafgäste müssen ihr eigenes Essen und Wasser mitbringen. Es ist eine sehr ursprüngliche Hütte, aber dafür umso spezieller. Vor Ort ist heute ein Hüttenwart, der uns einen Tee und eine Bouillon anbietet. Das Wasser dafür hat er extra geschmolzen und dann für uns über Feuer erhitzt. Es hat noch 2 andere Gäste und schon bald sind wir alle 5 im Gespräch vertieft. Wir können uns nicht so richtig vorstellen, wie hier 24 Personen schlafen sollen – alles ist sehr eng und es hat nur einen einzigen Raum mit einer kleinen vorgelagerten Küche mit wenigen Sitzgelegenheiten.
Von der Hütte hat man einen 360-Grad-Blick und dort befindet sich auch das einmalig gelegene WC-Häuschen. Nachts sollte man hier besser nicht ohne Licht langlaufen!
Nachdem wir uns gestärkt haben, machen wir uns an den Abstieg. Wir treffen auf den Weg, der vom Susanfe-Pass her kommt. Wir überwinden einige Felststufen – der Abstieg scheint heute kein Ende zu nehmen. Bald schon stehen wir auf einer riesigen Hochebene mit grasenden Kühen mit eindrücklichen Hörnern. Diese Ebene laufen wir weiter bis zum Salanfe-See bis zur Auberge de Salanfe.
Das riesige Berggasthaus bietet Schlafmöglichkeiten in Schlafsälen und Doppelzimmern. Obwohl wir bereits über 6 Monate im Voraus gebucht haben, haben wir leider nur noch einen Platz im Schlafsaal ergattert. Dieser ist bis auf den letzten Platz belegt und die Gäste vom Schlafsaal nebenan müssen auch noch durch unseren durch, um zu ihrem Zimmer zu gelangen. Die Nacht wird also nicht so richtig erholsam. Immerhin gibt es warme Duschen, Steckdosen und ein feines Abendessen, bei welchem man leicht mit anderen Wanderern ins Gespräch kommt.
Am Abend lohnt sich nochmal der Gang vor die Tür zur kleinen Kapelle, um von dort den Sonnenuntergang zu genießen. Außerdem hat es dort auch Handyempfang;-)
ECKDATEN
Dauer | 05:20 Stunden |
Höhenunterschied | ↗ 1106m ↘ 1276m |
Länge | 12.3 km |
Schwierigkeit | Sportlich, T3 |
Lage | Kanton Wallis |
Genaue Route | Cabane de Susanfe – Cabane de Dents du Midi – Auberge de Salanfe |
Tour durchgeführt im | August 2019 |
Geeignet für Kinder | Für ausdauernde Kinder ab ca. 12 Jahren zu empfehlen. Den Abstecher zur Cabane de Dents du Midi würde ich aber auslassen. Ohne diesen Abstecher ist der Wanderweg ein T2. |
Buchempfehlung für weitere Hüttentreks | Hüttentrekking Band 2: Schweiz: 36 Mehrtagestouren von Hütte zu Hütte |