E5 Alpenüberquerung mit Kindern: 9 Tage von Oberstdorf nach Meran – Tipps zur Planung und Packliste

E5 Alpenüberquerung mit Kindern: 9 Tage von Oberstdorf nach Meran – Tipps zur Planung und Packliste

trekking

T2

36:00

88.0km

5710m

6330m

Jul-Okt

Schon länger haben wir mit dem Gedanken gespielt, eine Alpenüberquerung mit den Kindern (11 und 14) zu wagen. Bereits in den letzten Jahren haben wir 4-tägigen Touren mit ihnen in den Dolomiten gemacht – entweder Wanderungen oder Klettersteigtouren mit Bergführer. Wir waren jedoch noch nie so lange am Stück unterwegs und so zögern wir lange, bevor wir es konkreter überlegen. Nach einer Dokumentation vom WDR zeige ich den Kindern voller Begeisterung den Beitrag und warte eigentlich auf ein Nein. Jedoch sind beide total angetan und stimmen ziemlich schnell zu, genau das mit uns unternehmen zu wollen. Wow – mein Herz schlägt schneller und sofort fange ich mit der Organisation an. Ich liebe es, Touren zusammmenzustellen, alles zu buchen, zu überlegen und dann meine Familie mit der perfekt organisierten Tour zu überraschen. Sie verlassen sich da komplett auf mich, geben ihre Rahmenbedingungen und lassen mir sonst kompletten Freiraum. Ein Traum für jeden Organisator! 

Und das schönste Feedback kommt ca. 2 Monate nach der Tour, als mein ältester Sohn mir eines Abends sagt, dass die Tour ein absoluter Traum war und er unbedingt nächstes Jahr wieder eine machen möchte!

Auf dieser Seite findest Du die Übersicht über alle Etappen von unserer Alpenüberquerung mit Kindern von Oberstdorf nach Meran und am Ende auch Tipps für die Organisation, Kosten und Gepäck.

Die Etappen passe ich so an, dass wir an 9 Tagen zwischen 3 und 5:30 Stunden wandern werden, 3x in Hütten übernachten werden und 6x im Tal.

Ein paar Zahlen

  • Aufstieg: 5710 Meter Höhenunterschied
  • Abstieg: 6330 Meter Höhenunterschied
  • Gesamtstrecke: 88 km
  • Gesamtdauer: 36 Stunden Gehzeit
  • Anzahl Wandertage: 9

Unterkünfte

Ich beginne die Planung im März 2021, um Schlafplätze in den begehrten Hütten zu ergattern. Die Buchungen für die Hütten werden ungefähr im Januar freigegeben. Vor allem die Kemptner Hütte ist sehr schnell ausgebucht. Da uns auf der Originalroute der Abstieg von der Memminger Hütte ins Tal zu lang ist, entscheiden wir uns für die Variante übers Württemberger Haus. Als letztes bekomme ich Plätze in der Braunschweiger Hütte. Nachdem alle Hütten bestätigt sind, buche ich nach und nach die restlichen Unterkünfte. Inspirieren lasse ich mich durch den Rother Wanderführer und auch durch eine sehr aktive Facebook-Gruppe, in welcher ehemalige Alpenüberquerer gerne ihre Erfahrungen teilen. Teilweise buchte ich 4-Bett-Zimmer und gelegentlich auch 2 Doppelzimmer.

TagAusgangspunktEndpunktStreckeAufstiegAbstiegDauerÜbernachtung
1SpielmannsauKemptner Hütte6.2 km857 HM1 HM2:45 StundenKemptner Hütte (4-Bett-Zimmer)
2Kemptner HütteMadau8.2 km201 HM939 HM3:15 StundenHermine (4-Bett-Zimmer)
3MadauWürttemberger Haus8.7 km1271 HM290 HM5:00 StundenWürttemberger Haus (4-Bett-Zimmer)
4Württemberger HausZams11.8 km40 HM1450 HM4:30 StundenSkihütte Zams (4-Bett-Zimmer)
5ZamsWenns13.6 km768 HM1489 HM5:00 StundenLandhaus Gasser (Familienzimmer mit 2 DZ)
6MittelbergBraunschweiger Hütte5.2 km1010 HM0 HM2:30 StundenBraunschweiger Hütte (8-Bett-Zimmer)
7Braunschweiger HütteZwieselstein13 km330 HM1200 HM5:00 StundenHochfirst (2 DZ)
8TimmelsjochPfandler Alm17 km400 HM1500 HM4:30 StundenPfandler Alm (4-Bett-Zimmer)
9Pfandler AlmHirzer Hütte8.2 km900 HM240 HM3:20 Stunden

Hier die komplette Liste: 

An- und Abreise

Da wir aus Zürich anreisen, entscheiden wir uns mit dem Zug an- und abzureisen. Andere Wanderer lassen ihr Auto in Oberstdorf und nehmen einen Bus-Shuttle von Meran zurück zum Parkplatz. Für uns ist die Fahrt mit dem Zug jedoch viel schneller und auch bequemer. Auch die Zugtickets buche ich im Voraus, um so von Sonderpreisen zu profitieren. Unsere Kinder fahren mit der (Schweizer) Juniorkarte in Deutschland sogar umsonst!

Kosten

Die Gesamtkosten für unsere 4-köpfige Familie betrugen 2650 Euro. Eine detaillierte Auflistung der Kosten befindet sich beim jeweiligen Tagesabschnitt am Ende der Seite. Die Kosten beinhalten Unterkunft, An- und Abreise mit dem Zug, Bus & Taxi unterwegs, alle Mahlzeiten und Zwischensnacks. Für die Hütten besitzen wir eine DAV-Familien-Mitgliedschaft (Sektion Alpen.Net). 

Motivation der Kinder

Wir unternehmen regelmäßig mehrtägige Wanderungen und Klettersteigtouren mit den Kindern (z.B. in der Brenta oder den Sextener Dolomiten). Außerdem unternehmen wir viele Tageswanderungen in der Schweiz, zu denen die Kinder auch gerne mitkommen. Eine solch lange Wanderung ist natürlich etwas anderes, so dass wir vorrangig ausführlich mit ihnen über die Tour gesprochen und auch zusammen die WDR-Reportage angeschaut haben. Diese hat ihnen so sehr gefallen, dass sie sich die Tour vorstellen konnten. Bevor ich mit der Detailplanung begonnen habe, habe ich mit ihnen auch vereinbart, dass ich erwarte, dass niemand jammert oder motiviert werden muss. Ich war extrem überrascht, dass sie sich kein einziges Mal beschwert haben und die Tour genauso toll wie wir Erwachsenen fanden. Uns alle motiviert das leckre (Süd-) Tiroler Essen entlang der Tour, die gemütlichen Abende auf den Hütten, die abwechslungsreiche Landschaft und auch mal ein etwas anspruchsvolleres/spannendes Wegstück. Bei besonders langatmigen Passagen haben wir Hörbücher gehört – an einigen Tagen wollten die Kinder sogar noch länger laufen, da ihr Hörbuch gerade so spannend war.  

Packliste

Unser 11-jähriger Sohn darf mit seinem Körpergewicht nur maximal 4 kg tragen. Um ihm die Wanderung zu angenehm wie möglich zu gestalten, minimieren wir sein Gepäck auf 2 kg (er trägt unsere Sommerschlafsäcke, die während Corona notwendig waren). Unser 14-jähriger trägt mit seiner Größe bereits das Gepäck eines Erwachsenen. Erstaunt lese ich in diversen Foren, dass viele der E5-Wanderer Gepäck von bis zu 12 kg dabei haben. Unterwegs sehen wir viele Wanderer mit dieser Menge und auch teilweise mit 75l-Rucksäcken. Unser Ziel ist es, so leicht wie möglich unterwegs zu sein und alles zu Hause zu lassen, was nicht zwingend notwendig ist. Letztendlich erreichen wir pro Person ein Gewicht von 5 kg (ohne Wasser). Da wir unsere Tour im August durchführen und die Wettervorhersage sonnig ist, nehmen wir keine Grödel/Gamaschen mit.

Anbei unsere Packliste pro Person: 

  • 24 l Rucksack (teilweise Lite Rucksäcke) inklusive Regenschutz
  • Regenschirm (190g)
  • Knöchelhohe Wanderschuhe
  • 1 Wanderstock pro Person (Black Diamond Distance Carbon Z, 150g/Stock)
  • 1 x Hausschuhe (die weißen von den Wellness-Hotels sind super und extrem leicht)
  • Regenjacke und -hose
  • 1 lange Wanderhose
  • 1 kurze Hose
  • 2 Kurz-Arm-T-Shirts
  • 1 Fleece
  • 1 Mütze & 1 x Handschuhe, 1x Buff/Tuch/Basecap
  • 1x Wandersocken, 1x normale Socken für abends zum Wechseln
  • 2 Unterhosen
  • 1 dünne Daunenjacke/Daunenweste
  • Erste-Hilfe-Set und Pflaster
  • Sonnencreme, Zahnpasta, Zahnbürste, kleines 10×10 cm Leichthandtuch (Decathlon), 1x kleine Handwaschpaste für alle, 1x kleines Duschgel für alle, Pflegecreme
  • 1,5 l Wasserflaschen/Person
  • Snacks 
  • 1x Sommerschlafsack (450g), 1 Kissenbezug pro Person (nur während Corona notwendig), sonst Seidenschlafsack/Inlay
  • 1x Handy, Kopfhörer, 1 Powerbank für alle Geräte, Ladegerät, 1x Kompass, Karte
  • 1x Sonnenbrille
  • Bargeld & Ausweise, DAV Mitgliedskarte
  • 1 Wanderführer (z.B. von Rother), 1 Stift, Blätter mit ausgedruckter Detailplanung

Selbstorganisiert oder mit Bergschule?

Die Frage, ob man die Tour selbstorganisiert oder mit einer Bergschule gehen soll, wird mir immer wieder gestellt. Bei unserer Entscheidung waren folgende Kriterien für uns ausschlaggebend: 

  • Wir können immer selbst entscheiden, wann wir morgens aufstehen und loslaufen. Unsere Kinder können selbst entscheiden, wann sie eine Pause einlegen wollen. Wenn wir Schmetterlinge beobachten wollen, können wir das, so lange wir wollen. 
  • Wir wissen, was wir körperlich schaffen und sind nicht von anderen abhängig, die eventuell langsamer, weniger fit oder schneller sind. 
  • Wir müssen nicht mit einer größeren Gruppe im Gänsemarsch laufen und auch nicht mit dem Tempo der Gruppe. 
  • Wir können die Tour nach unseren eigenen Ideen zusammenstellen, mal etwas anderes planen als eine Bergschule und auch die Unterkünfte im Tal nach unseren Bedürfnissen aussuchen. Wir hatten immer DZ oder 4-Bett-Zimmer (außer auf der Braunschweiger Hütte). Bei den Bergschulen ist dies nicht garantiert und man wird oft im Massenschlag untergebracht. 
  • Der Preis war zweitrangig für unsere Entscheidung, aber wir hätten keine 5000 Euro für eine 9-tägige Tour für eine 4-köpfige Familie ausgegeben.
  • Die Spannung steigt, wenn man nicht immer weiß, ob alles klappt und man gegebenenfalls improvisieren muss – ein cooles Erlebnis!
  • Wir wollten unser Gepäck die ganze Strecke alleine tragen, da dies für uns zur Tour dazugehört und wir dadurch auch unglaublich stolz auf uns waren. 
  • Ich selber liebe es, Touren für meine Familie zusammenzustellen und zu organisieren. Diese Tour war meine bisher aufwändigste und ich war am Ende sehr stolz auf mich, dass fast alles problemlos geklappt hat und auch super geplant war. 

Aber: Die Tour von Oberstdorf nach Meran sollte nicht unterschätzt werden. Sie ist hervorragend ausgeschildert und man kann sich wirklich nicht verlaufen. Jedoch sind unsere Kinder sehr bergerfahren und wir kennen ihre Fähigkeiten. Zudem habe ich neben einer Ausbildung zur Wanderleiterin (inklusive Erste-Hilfe-Kurs) auch umfangreiche Erfahrung bei der Organisation/Wegfindung/Wetter etc., da ich ca. 2 Wanderungen/Woche unternehme – viele davon mit meiner Familie. Familien mit weniger Erfahrung sollten sich gut überlegen, ob sie die Tour selbständig machen wollen oder lieber organisiert mit einer Bergschule. Falls man außerdem spät mit der Buchung der Hütten dran ist, sind die Bergschulen oft die einzige Möglichkeit, da sie ein großes Kontingent an Schlafplätzen reservieren. 

Bergschulen bieten hingegen eine tolle Möglichkeit, mit anderen Wanderern in Kontakt zu kommen. Häufig ergeben sich tolle Freundschaften auf solch einer gemeinsamen Tour. Sicherlich sind sie auch für Familien mit weniger Bergerfahrung zu empfehlen, wenn eine Alpenüberquerung auf ihrer Wunschliste steht und sie sich die Planung und Durchführung nicht alleine zutrauen. 

Brauchst du Hilfe bei der Planung deiner Tour oder soll ich die Tour für euch planen? Melde dich gerne bei mir (off_the_trail@yahoo.com).

 

Tag 1: Spielmannsau - Kemptner Hütte

Gemütliches Einlaufen zur ersten Hütte der Tour.

Tag 2: Kemptner Hütte -Madau

Wir überqueren die Grenze und queren eine tolle Hängebrücke.

Tag 3: Madau - Württemberger Haus

Die anstrengendste und aufregendste Etappe für uns alle!

Tag 4: Württemberger Haus - Zams

Durchs Zammer Loch auf spektakulärem Wanderweg.

Tag 5: Zams - Wenns

Gemütliche Etappe entlang des Höhenwegs und durch Hochmoore mit Tiefblicken.

alpenüberquerung_mit_kindern

Tag 6: Mittelberg - Braunschweiger Hütte

Anspruchsvolle Wanderung in die Gletscherwelt.

Tag 7: Braunschweiger Hütte - Zwieselstein

Erst übers spannende Jöchl, dann Abstieg am Gletscher.

Tag 8: Timmelsjoch - Pfandler Alm

Umwerfende Landschaft beim Abstieg vom Timmelsjoch!

Tag 9: Pfandler Alm - Hirzer Hütte

Einfache, aber steile Abschlussetappe zur Hirzer Hütte.

4 Gedanken zu „E5 Alpenüberquerung mit Kindern: 9 Tage von Oberstdorf nach Meran – Tipps zur Planung und Packliste

  1. Liebe Silvie,
    endlich…habe ich einen Blog mit einem E5 Reisebericht Alpenüberquerung mit Kinder gefunden. Vielen Dank für Deine ganzen Infos…wirklich super! Ich plane für Sommer 2024 eine Alpenüberquerung mit 4 Erwachsenen und 4 Kindern (zwischen 10 und 14 Jahren). Ich habe eine Frage bzgl. eurer Routenauswahl. Viele Bergschulen führen ihre Touren über den Weg ab Braunschweiger Hütte Richtung Similaun/Vernagt. Hattet ihr auch diese Route als Option vorgesehen oder war das keine Alternative? Wieso habt ihr euch so entschieden und nicht anders?
    Ich werde sicherlich noch einige Stunden deinen Blog durchstöbern und freue mich auf eine Antwort.
    Grüße
    Inga

    1. Liebe Inga, wir hatten uns diese Route nie angeschaut, sondern wollten eigentlich immer der „Oringalroute“ folgen. Außerdem hab ich die Einschränkung, dass meine Männer nicht im Massenschlag schlafen wollen und ich daher nicht so viele Hütten planen kann, wie ich gerne wollen würde;-) Und Braunschweiger Hütte war bereits ein Massenschlag, so dass ich danach nach einer Alternative gesucht habe. Es kann aber auch sein, dass die Hütte bereits ausgebucht war – kann mich nicht mehr erinnern. Bei weiteren Fragen gerne melden! LG Silvie

  2. Liebe Silvie, wir (2 + 2 Kinder) waren Mitte Juli auf dem E5 unterwegs. Dein Blog war bei der Planung echt hilfreich, vielen Dank dafür. Die sehr schöne Strecke über das Württemberger Haus hätten wir sonst wohl nicht genommen (und den Hagelsturm verpasst 🙄). Auch der Tipp mit den Regenschirmen war super. Liebe Grüße, Kezia

    1. Liebe Kezia, das freut mich zu hören! Wir hatten am Abend auf der Hütte auch einen Hagelsturm, haben den aber erlebt, als wir in der Hütte waren. Wie alt waren Deine Kinder denn und wie fandet ihr den (leicht ausgesetzten) Aufstieg vor dem Württemberger Haus? Ich bin etwas hin- und hergerissen, ob ich den anderen Familien empfehlen soll oder nicht. LG Silvie

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Translate »