Traumhafte 5-Seen-Wanderung am Pizol: Tipps und Highlights
Silvie Kommentare 0 Kommentare
T2
04:15
11.3km
598m
939m
Jul-Okt
Entlang einer der schönsten Panoramawanderungen der Schweiz. Vorbei an 5 kristallklaren Bergseen mit Blick auf die Ostschweizer und Bündner Alpen und dem UNESCO Weltnaturerbe Sardona. 3 happige Aufstiege müssen überwunden werden. Belohnt wird man mit einer unglaublich schönen und lohnenswerten Wanderung!
Die meisten werden bereits von der 5-Seen-Wanderung gelesen haben und sie ist wirklich eine der schönsten Wanderungen der Schweiz. Ich hatte sie bereits kurz nach meinem Umzug in der Schweiz im Sommer 2006 mit meinen Eltern gemacht und wollte sie unbedingt ein weiteres Mal laufen. Zum einen zum Gedenken an meinen Vater, der die Wanderung damals voller Begeisterung genossen hat. Zum anderen um die Wanderung für euch zu dokumentieren und auch mal im Herbst die 5 Seen zu bestaunen.
Ich wähle einen Wochentag und nehme eine der ersten Seilbahnen des Tages. Dies ist wirklich notwendig – die Wanderung ist so beliebt, dass es am Wochenende und in der Ferienzeit zu Staus kommt. Die Anreise mit den Öffentlichen ist unkompliziert und der Bus hält am Parkplatz unterhalb der Gondel. Diese erreicht man mittels eines Fahrstuhls. Die Bergbahnen bieten praktischerweise ein Wanderticket für die 5-Seen-Wanderung an. Die Gondel bringt mich hoch nach Gaffia und von dort geht es mit einem gemütlichen Sessellift hoch zur Pizolhütte.
An der Pizolhütte angekommen starten die meisten direkt nach rechts aufsteigend in RichtungWildsee. Ich starte jedoch mit einem kleinen Umweg zum Wangsersee, der in weniger als 10 Minuten von der Hütte zu erreichen ist. Bereits dort kann ich ahnen, was für ein fantastischer Tag mit stahlblauem Himmel und See mit spiegelglatten Oberflächen vor mir liegt! Bereits von hier ist der erste (und anstrengendste) Aufstieg des Tages sichtbar.
Da ich wusste, dass bereits der erste Schnee des Jahres gefallen war, hatte ich mich vorrangig auf der Webseite und später dann auch beim Ticketkauf nach den Verhältnissen erkundigt. Schneefelder bleiben hier auf schattigen Seiten bis in den Spätsommer liegen und auch heute gibt es einige Schnee- und Eisfelder zu überqueren. Der liegengebliebene Schnee bildet einen tollen Kontrast zu den bereits herbstlichen Farben auf dem Berg und ich bin begeistert von den zahlreichen Fotomotiven. Dies ist wahrhaftig eine Wanderung, bei welcher man die Kamera fast gar nicht aus der Hand legen kann! Während der Weg von der Pizolhütte anfangs noch geradlinig ins Tal verläuft, beginnt schon bald der wirklich schweisstreibende Aufstieg. Nach ca. 30 Minuten entlang zahlreicher Serpentinen in der erbarmungslos brennenden Sonne (Schatten hat es auf der ganzen Wanderung keinen) erreiche ich schon bald den ersten Pass und erblicke den türkisblauen Wildsee.
Die Farbe des Sees ist komplett unwirklich und es kommt einem vor, als ob hier kräftig mit dem Malkasten nachgeholfen wurde. Im Hintergrund sind die Pizolgipfel und die Grauen Hörner zu sehen.
Ein schmaler Pfad führt rechts am See entlang und endet bei einer riesigen Steinplatte. Das hier ist der ideale Platz für die erste Verschnaufpause. Bereits von hier ist der 2. See unter uns sichtbar – der tiefblaue Schottensee.
Der steile Abstieg zum Schottensee ist heute aufgrund der vereinzelten Schneefelder die anspruchsvollste Etappe. Obwohl überall Tritte vorhanden sind, ist der Schnee an einigen Stellen vereist und vor allem bei den steileren Stellen rutschig. Hier empfiehlt es sich auf jeden Fall Wanderstöcke und auch Wanderschuhe mit einem guten Profil dabeizuhaben.
Am Schottensee angekommen fühlt es sich ein wenig wie am Steinstrand in Kroatien. Das Wasser ist so klar, dass ich am liebsten reinspringen würde! Am Ende des Sees laufe ich ein Stück weiter am See entlang (dort hat es einen Cache versteckt) und ich entdecke eine versteck liegenden, weiteren klitzekleinen See. Auch auf dessen Oberfläche spiegelt sich die umliegende Bergwelt.
Am Schottensee lege ich meine Mittagspause ein – was für ein herrliches Plätzchen ich mir da ausgesucht haben! Danach steht der nächste steile Aufstieg bevor. Oben werde ich mit einem unglaublichen 360-Grad-Fernblick belohnt und erblicke zum ersten Mal heute das Rheintal. Man kann am Horizont sogar den Bodensee erahnen.
Oben am Schwarzplanggrat angekommen würde sich schon wieder eine Pause anbieten, um den Ausblick genießen zu können. Ich laufe jedoch weiter zum nächsten, unwirklich wirkenden See. Der Schwarzsee schimmert heute in allen möglichen Grüntönen. Während die Sonne vom Himmel hinabstrahlt, spiegeln sich die schneebedeckten Berge auf der Wasseroberfläche. Wiederholt fühle ich mich wie in einer Filmkulisse.
Nach dem Abstieg zum Schwarzsee folgt der letzte Aufstieg des Tages hoch zum Rossstallplateau mit seinen berühmten Steinmännchen. Man kann fast schon von einem Steinmännchen-Dorf sprechen und ich bin überrascht, dass es hier immer noch genauso wie vor 16 Jahren aussieht. Ich fühle mich meinem Vater hier oben sehr nah, setze mich zwischen die größten beiden Steinmännchen und blicke ins Rheintal. Beim Steinmännchen sitzend telefoniere ich mit meiner Mutter, die mich damals während der Wanderung genau hier oben verflucht hat, da sie körperlich fix und fertig war. Heute kann ich viel besser nachvollziehen, welche Leistung die beiden Flachland-Berliner damals erbracht haben und ich bin mächtig stolz auf sie!
Die ältesten der Steinmännchen hier oben stammen angeblich aus prähistorischer Zeit. Der Ort strahlt wirklich etwas Magisches aus!
Ab hier geht es dann nur noch bergab in Richtung Gaffia. Ich passiere den letzten der 5 Seen – den grünlich schimmernden Baschalvasee.
Von hier ist es nur noch ein kurzes Stück zum Berggasthaus Alp Gaffia, welches am heutigen Tag sehr gut besucht ist. Es ist der perfekte Platz zum Einkehren nach der anstrengenden Wanderung und um die Eindrücke ein wenig zu verarbeiten. Von der Station Gaffia geht es dann wieder mit der Gondel bergab. Wer noch Energie hat, könnte ab hier mit einem der cool aussehenden Mountaincarts ins Tal düsen.
ECKDATEN
Dauer | 4:15 Stunden |
Höhenunterschied | ↗ 598m ↘ 939m |
Länge | 11.3 km |
Schwierigkeit | Sportlich, T2 |
Lage | Kanton St. Gallen |
Genaue Route | Pizolhütte – 5-Seen- Gaffia-Lift |
Tour durchgeführt im | Oktober 2022 |
Wanderrichtung | Am besten bis ganz oben fahren und von der Pizolhütte runter nach Gaffia laufen. In anderer Richtung auch möglich, aber sehr viel Gegenverkehr. |
Geeignet für Kinder | Mit ausdauernden Kindern ab ca. 8 Jahren. Technisch nur wenig Schwierigkeiten, sofern der Weg schneefrei ist. Mit Kindern die Wanderung besser nicht im Sommer einplanen, da es keinen Schatten auf der gesamten Tour hat. |
Geeignet für Hunde | Problemlos. Keinerlei Leitern oder Steilstufen. Ich hatte auch Hunde auf dem Sessellift gesehen. Vielleicht sich vorher noch bei der Bergbahn erkundigen. |
Buchempfehlung | Rother Wanderführer Glarnerland |